Preisverleihung – wie es wirklich war

Sie haben ja in diesem Blog schon Fotos gesehen und auch gelesen, wie traurig meine Kollegin Ulrike Renk war, weil die „ungewöhnlichste, schönste, anrührendste und ausgefallenste Preisverleihung eines Kurzgeschichtenwettbewerbs in Deutschland“ schon wieder vorbei ist. Und was es mit dem Preis auf sich hat, der auf den ersten Blick ein t zu viel zu haben scheint, ist hier nachzulesen. Ich erzähle Ihnen jetzt mal, was dort wirklich passiert ist, bei dieser 10. Preisverleihung in Putlitz.
Putlitz, das ist brandenburgische Provinz, ein bisschen näher an Berlin als an Hamburg, ein Ort mit einer Kirche, einer teilweise verfallenen Burganlage und einer Gans als Wappentier. Hier haben die 42er Autoren ihren Vereinssitz und die Preisverleihung ist ein Ereignis, das sie jedes Jahr im Frühsommer gemeinsam mit den Putlitzern und für die Putlitzer feiern.
Wie in jedem Jahr begann die Veranstaltung mit dem Putlitzer Fanfarenzug, der vor der Kirche sowohl Märsche als auch Songs der Beatles schmetterte; eine gute Einstimmung auf ein buntes Programm in der – gut gefüllten – Kirche.
In diesem Jahr führten Cordula Hamann und Jörg Lingrön durch die Veranstaltung, passend zum Thema WEIN in rot und weiß gewandet. Charmant und routiniert fanden sie immer passende Worte – wie soll es bei Autoren anders sein – mit denen sie Preisträger und sonstige Beteiligte vorstellten.
Beim Putlitzer Preis werden die besten sechs Texte prämiert und vorgetragen. Da Autoren aber bekanntermaßen nicht zwangsläufig gute Vorleser sind (ich nenne keine Namen, schließlich will ich es mir nicht mit meinen Kollegen verscherzen) und im Falle von Preisverleihungen in der brandenburgischen Provinz auch nicht immer anwesend sein können, übernehmen diesen Part Schüler des Goethe-Gymnasiums in Pritzwalk. Die machen das nicht nur gern, sondern auch richtig gut, denn sie proben vorher. Mit ihrem Lehrer, Herrn Sturm. In diesem Jahr lasen vor: Pauline Bieri, Lydia Bosse, Simon Kaleschke, Benjamin Rohde und Celine Wegert.
Zunächst hörten die Zuschauer die Texte der Plätze 6 bis 4 von Nina Weniger, Jürgen Flenker und Tobias Lagemann.
Da man zu viele Texte hintereinander nicht aufnehmen kann, spielte das Potsdam-Duo (Gitarre und Querflöte) zwischendurch Stücke von Paganini, Brahms und anderen – so konnten die vorgetragenen Texte in den musikalischen Pausen ihre Wirkung besser entfalten.
Alle warteten nun gespannt darauf, dass das Geheimnis der Reihenfolge der drei Erstplatzierten gelüftet wurde. Aber um die Spannung noch etwas zu steigern – ja, Autoren verstehen etwas von Spannungsbögen – gehörte der nächste Programmpunkt dem diesjährigen Stipendiaten von „42 Tage Putlitz“: Thomas Dörschel. Tom Liehr hielt die Laudatio und anschließend kam der Preisträger selbst zu Wort. Er schwärmte von seinen 42 Tagen in Putlitz, in denen er ungestört und produktiv schrieb . Vor allem aber, so sagte er, sei er dankbar dafür, dem Erlebnisschatz, den jeder Autor für seine Arbeit braucht, neue Bilder hinzugefügt zu haben. Als Beweis las er eine Textpassage, die in Putlitz entstanden ist und in der ein Weiher vorkommt, den er während seiner Zeit in Putlitz gern besucht hat.
Danach wurden endlich die ersten Preise bekannt gegeben, leider hatten zwei der Preisträger kurzfristig aus gesundheitlichen Gründen absagen müssen. So konnte mein lieber Blog-Kollege Christoph Junghölter seinen Preis leider nicht selbst entgegennehmen und auch die Siegerin Ronya Orthmann hatte absagen müssen. Freude an ihren Texten hatten die Zuschauer dennoch. Immerhin die Zweitplatzierte, Barbara Sievers, war in Putlitz anwesend und konnte ihre Gans aus Ton, den traditionellen Gewinn der ersten drei Preisträger, persönlich entgegennehmen.
Allen Gewinnern an dieser Stelle noch einmal: Herzlichen Glückwunsch!!
Eingerahmt wurde die Veranstaltung natürlich vom Dank der 42er an die Putlitzer. Alle Putlitzer zu nennen, die sich in irgendeiner Form an der Veranstaltung beteiligten, würde diesen Rahmen sprengen, deshalb seien stellvertretend genannt: Frau Klaß, die sich – wie in jedem Jahr – rührend darum bemühte, dass alles reibungslos ablief, der Schirmherr Gebhard Gans Edler zu Putlitz und die Dr. Wolfgang Neubert Stiftung, die die Arbeit der 42er ebenfalls unterstützt.
Die 42er bedankten sich bei den Putlitzern – wie soll es anders sein – mit Büchern. Eine Kiste mit den Neuerscheinungen von 42er Autoren aus dem vergangenen Jahr wechselte zum Ende der Preisverleihung in den Besitz der Putlitzer Bibliothek, aus der zu hören war, dass die Bücher der 42er besonders oft und gern ausgeliehen und hoffentlich auch gelesen werden.
Nach knapp 2 ½ Stunden war die Veranstaltung vorbei, kurz bevor es in der Kirche zu kalt und auf den Kirchenbänken zu hart wurde.
Wie es sich für eine moderne Preisverleihung gehört, gab es danach eine After-Show-Party. Für Preisträger, Putlitzer, Gäste – von denen in diesem Jahr einige sogar aus Bayern kamen – und natürlich für 42er Autoren. In der Pfarrscheune. Da gab es WEIN, aber natürlich auch Bier, Wasser und Cola und Spargelsuppe, Schnittchen, Gemüse und Dip. Getanzt wurde dort nicht, dafür viel gegessen, getrunken, geredet, gelacht und gefachsimpelt. Erst nach Mitternacht löste sich die Gesellschaft auf.
Am nächsten Tag verließen die 42er Putlitz – bis zum nächsten Jahr. Da feiern wir 10 Jahre 42er in Putlitz. Wieso in diesem Jahr die 10. Preisverleihung ist und wir im nächsten Jahr erst 10 Jahre Putlitz feiern, ist unsere heutige, ganz und gar unliterarische Preisfrage, für deren Lösung Sie zwar keine Gans bekommen, aber die Gewissheit, dass Sie in Logik nicht schlecht sind. Und das ist schließlich auch etwas wert. Außerdem hat sich dann der Putlitzer Preis so sehr in Ihren Gedanken festgesetzt, dass Sie unbedingt im nächsten Jahr bei dieser tollen Feier dabei sein wollen – als Preisträger oder als Gast. Darauf freuen wir uns.
Also dann: Wir sehen uns in Putlitz!
Ihre Dorrit Bartel

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