Ideenlos

‚Woher kommen eure Ideen?‘ war das Thema der Sonntagsserie für den Blog. Und da sitze ich nun und starre den Bildschirm an. Mir will nichts zu dem Thema einfallen.

Vielleicht liegt das daran, dass ich die meisten Ideen zu Büchern, zumindest bei den historischen Romanen, geschenkt bekomme. Es sind die Lebensgeschichten von Leuten, die einmal gelebt haben. Keine Promis, sondern recht normale Menschen. Und dennoch lohnt es sich, über sie zu schreiben. Wobei natürlich auch einiges Fiktion ist, Dinge, die ich mir ausdenke. So hätten sie denken, reden, fühlen können. Fragen kann ich sie nicht mehr – sie sind ja schon seit geraumer Zeit tot.

Und doch ist er immer wieder spannend, dieser Versuch sich in sie hineinzudenken. Das liebe ich so am Schreiben, dieses völlige Eintauchen in andere Welten und Leben.

Ansonsten habe ich irgendwo in mir einen Speicher, der kleine Fitzelchen hier und da aufbewahrt – meist ganz unbemerkt von mir. Das können ein Satz in einer Zeitung, ein Geräusch, eine Situation, ein Duft oder etwas ganz anderes sein. Und plötzlich, irgendwann, wenn ich vor dem Bildschirm sitze und nachdenke – dann ist es da und passt.

Aber manchmal eben auch nicht. Dann frage ich mich: Wie geht es jetzt weiter in der Geschichte? Oder ich frage mich: Was könntest du schreiben und worüber?

Und tatsächlich ist es auch bei mir so, dass ich die besten Ideen habe, wenn ich nicht danach suche. Wenn ich etwas völlig Stupides mache und meine Gedanken dabei spazieren gehen. Unkraut jäten eignet sich hervorragend. Spülen, bügeln oder ähnliche langweilige Tätigkeiten sind auch perfekte Ideenspender. Die Hände bewegen sich automatisch und die Gedanken kommen auf Abwege … und *zack* ist eine Idee da.

Einfälle für Dialoge habe ich oft, wenn ich mit dem Hund lange spazieren gehe. Meist kommen meine Protagonisten mit. Sie laufen neben mir und reden auf mich ein. Ich antworte ihnen natürlich und schon ist der perfekte Dialog geschaffen – ich muss ihn zuhause nur noch aufschreiben.

Falls Sie sinnbefreite Tätigkeiten genauso hassen wie ich früher, geben Sie ihnen eine Chance! Der stylische Berg Bügelwäsche könnte beim Sedimentieren in ordentliche Wäscheschichten die ein oder andere Idee freigeben. Giersch und Hahnenfuß haben vielleicht unter ihren Wurzeln wunderbare Geschichten versteckt. Dreckige Töpfe und Pfannen könnten im Seifenbad nicht nur die Fettschicht verlieren, sondern auch eine tolle Eingebung ausspülen. Man darf es nur nicht erwarten und schon gar nicht daran denken.

Herzliche Grüße, Ihre Ulrike Renk, die sich jetzt über die Brennnesseln im Tomatenbeet hermacht.

PS: Wie bekommt man Geschichten geschenkt? Das fragen Sie sich vielleicht gerade. Nun ja – die Geschichte für meinen ersten Historischen Roman „Die Frau des Seidenwebers“ hat mir quasi mein Bruder geschenkt. Als Historiker stolperte er zufällig über das Tagebuch des Abraham ter Meer. Ein Krefelder Heimatverein hatte es 1936 herausgegeben, es gab noch ein paar wenige Exemplare und eins davon schenkte mir eben mein Bruder. Das war dann die Grundlage des Romans. Ein paar Jahre später schrieb mich eine Frau aus Australien an, ein Nachfahrin von Ana te Kloot – der Frau von Abraham ter Meer. Sie schenkte mir die Geschichte ihre Ururgroßmutter Emilia Lessing – der Australierin.

Ansonsten, auch wenn man es kaum glauben mag, kann ich ziemlich gut zuhören. Und oft werden mir Geschichten erzählt, die wirklich spannend sind. Manchmal frage ich dann, ob ich sie haben darf. Und oft darf ich.

Nächstes Jahr erscheint mein Roman „Die Gutsfrau“ – die Geschichte habe ich von dem Schirmherren der 42er Autoren, dem Gans Edlen zu Putlitz, geschenkt bekommen. Wie das so war, werde ich im Nachwort berichten.

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Ein Gedanke zu „Ideenlos“

  1. Liebe Ulli, ….unter dem Giersch und Hanhnenfuß…, Dein Stück Garten hat viele Geschichten. Eine könnte eine Kochgeschichte sein, Titel: Alles aus dem Garten.
    Täglich gibt es bei uns zur Zeit jungen Giersch. Sehr gesund, Kalium und Vitamin C, sehr scshmackhaft. Wenn Du dann in Deinen Garten die jungen Brennnesellen, auch raus nimmst, perfekte Beilage.
    Dein Garten scheint ein humusreicher, stickstoffhaltigen Boden zu haben, bei den Wildkräutern(ist kein Unkraut)
    Guten Appetit und ich freue mich auf neue Geschichten, alles aus dem Garten.
    Amos

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