Messetag 1

 

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Der Tag begann ruhig. Wir waren früh am Stand – alles war in Ordnung, keine Wand umgefallen, das fehlende Stromkabel lag bereit sowie andere Ausstellerinfos und auch Müllbeutel. Nur die Spülküche war noch abgeschlossen, weshalb das erste Kaffeewasser aus der Toilette geholt werden musste. Der Messedonnerstag ist in der Regel der ruhigste Tag – vom Sonntagnachmittag einmal abgesehen. Aber los ist trotzdem etwas – Schülerausflugstag. Die Leipziger Schüler bekommen frei, müssen dafür aber auf die Buchmesse. Was das bedeuten kann, davon später mehr.

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Obwohl unser Stand nicht überlaufen war, gab es doch einige interessante Gespräche. Ein Mann kam schon am frühen Vormittag, und gab vor, viel Erfahrung aus der Raumfahrt mitzubringen. Man habe ihm gesagt, er soll das doch einmal aufschreiben. Das wolle er aber nicht und deshalb suche er jetzt einen Ghostwriter. Ein anderer quatschte Amos voll, gab vor, so eine Art Finanzcontroller in der DDR gewesen zu sein und jetzt habe er die Faxen dicke und deshalb gehe er zur AFD, weil die wenigstens Tacheles reden. Seine Erfahrungen hatte er auch aufgeschrieben, in einem Buch, erschienen im Engelsdorfer Verlag (oder so ähnlich). Druckkostenzuschussverlag? fragte Amos. Nein, nein, niemals röhrte der Typ und verschwand vom Stand, vermutlich, um sich nicht auf weiteres Nachfragen einzulassen. Wir bedauerten seinen Fortgang keineswegs. Zaghaft fragten einige AutorInnen, ob sie als Beginnende überhaupt interessant für unseren Verein sind. Unsere Broschüre wurde gern genommen.

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Michael Höfler kam schon kurz nach Öffnung an den Stand, Susanne Konrad unterstützte uns ab Mittag. Schon waren wir nicht mehr so allein, zumal wenige Meter entfernt auch der Uschtrin-Stand ist, an dem Ingrid die Zeitschrift Selfpublisher betreut und uns ebenfalls gelegentlich aufmunterte.

Interessantester Besuch waren am Nachmittag zwei Schülerinnen vom Abendgymnasium. Die kamen mit einem Aufgabenblatt ihrer Deutschlehrerin, in dem gefordert wurde, dass sie sich über die 42erAutoren informieren. Selbstverständlich gaben wir gern und bereitwillig Auskunft. Wir sind der Meinung, dass die Deutschlehrerin eine kompetente Person sein muss.

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Eine Podiumsdiskussion habe ich erlebt: Wolfgang Tischer vom Literaturcafe befragte einen Lektor der Hanser-Verlages. Die Antworten wurden sehr engagiert gegeben. Zur Manuskriptschwemme sagte er, dass er den Eindruck habe, dass viele das Schreiben nur als eine Art Privatvergnügen betrachten. Die eingesandten Werke hätten eher Tagebuchcharakter und wenig mit Literatur zu tun. Wer heute nicht nur Genre schreiben möchte, komme nicht umhin, sich mit dem Literaturbetrieb auseinanderzusetzen und vor allem viel zu lesen. Am Ende fragte einer aus dem Publikum, ob nicht in der Literatur von heute zu viel und zu schlimm gemordet wurde. Antwort: Wenn gut geschrieben, ist ein Mord in der Literatur nichts Verwerfliches. Mit Blick auf die Genres Krimi und Thriller sei seiner Meinung nach aber die Phase der immer schlimmeren Gräueltaten vorbei und wieder im Abwärtstrend.

Wer sonst noch am Stand war: Dirk & Ellen, Detlef Knut, der Verleger des Putlitz-Buches (Gans die Sieger), Hans-Peter Röntgen, Wolfgang Tischer, Horst Evers, Regina Mengel, Cornelia Lotter. Und ganz zum Schluss kam noch ein echter Literaturkenner, einer, der die Bücher von Tom Liehr und H.Dieter Neumann kannte und sich auch mit Puff & Poggel auskennt. Dass es weiter geht mit diesen Geschichten fand er ausgesprochen gut. Ich übrigens auch.

Ihr Horst-Dieter Radke

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Ein Gedanke zu „Messetag 1“

  1. „Wir sind der Meinung, dass die Deutschlehrerin eine kompetente Person sein muss.“
    Das kann man nur unterstreichen – kluge, gebildete,kenntnisreiche Person, wenn sie ihre Schülerinnen auf die 42erAutoren angesetzt hat …

    „Und ganz zum Schluss kam noch ein echter Literaturkenner, einer, der die Bücher von Tom Liehr und H.Dieter Neumann kannte und sich auch mit Puff & Poggel auskennt.“
    Und dieser Mann steht obiger Lehrerin in Kompetenz, Bildung und gutem literarischem Geschmack in Nichts nach! *rofl*

    Danke für diesen ersten, sehr lebendigen Eindruck von unserem Messestand, lieber Horst-Dieter! Und herzliche Grüße an alle anderen, die nicht – wie ich – vor dieser Belastung gekniffen haben. Ihr seid toll!

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