Möchten Sie mich neidisch machen?

Ich bin eigentlich nie neidisch. Das ist irgendwie bei mir charakterlich nicht angelegt – genauso wenig wie ich singen kann oder schmutzige Witze auf den ersten Anlauf verstehe. Aber im Moment bin ich neidisch und zwar auf mein Söhnchen – nicht etwa, weil es so eine wundervolle Mutter hat, nein! Weil er so viele wunderbare Bücher noch nicht kennt, weil ihm dieser Moment des „ersten Lesens“ bei so vielen großartigen, teilweise nur  antiquarisch zu bekommenden Werken noch bevorsteht. Aber vielleicht kennen Sie die Bücher ja auch noch nicht alle?

Wie ist es mit John Dickson Carrs „Die Schädelburg“ – ein ganz klassischer Krimi rund um einen verschollenen Zauberer, eine verfluchte Burg in Schädelform, eine menschliche Fackel am Rheinufer, Nazis, Engländer und – wie könnte es besser passen? – tödlichen Neid. Besonders zu empfehlen ist die Ausgabe der Dumont Kriminalbibliothek mit ihrem kundigen Nachwort von Volker Neuhaus.

Und wo wir schon bei Dumonts Kriminalbibliothek sind, wäre da auch noch „Die Familiengruft“ von Charlotte MacLeod. Ein herrlich gemütlicher Krimi über ein ermordetes Showgirl mit Diamantenzähnen, ein lang zurückliegendes Verbrechen und vor allem mit einer wirklich umwerfenden Auflösung.

Bei den Krimiklassikern darf man dann natürlich auch nicht vergessen, auf Agatha Christies „Und dann gab’s keines mehr“ (früher: „10 kleine Negerlein“) hinzuweisen*. Zehn der Justiz entkommene Mörder, ein Wochenende auf einer von der Außenwelt abgeschnittene Insel und langsam, ganz langsam stirbt einer nach dem anderen eines gewaltsamen Todes. Für mich immer noch der Beweis, dass Gänsehaut und Spannung keine verstümmelten Leichen braucht und meines Wissens nach auch einer der wenigen Krimis, bei dem am Ende tatsächlich restlos alle tot sind.

Nicht alle, aber zumindest die komplette Nachbarschaft hat es am Ende von Nigel Williams „Mitgift“ erwischt. Wirklich schade, denn eigentlich wollte der leicht trottelige Hobbyhistoriker Henry Farr nur seine Gattin beseitigen. Eine schreiend komische, aber auch sehr intelligente, sehr hintersinnige Erzählung über die Tücken des perfekten Mordes und die Freuden der Ehe.

Obwohl auch in Joyce Carol Oates‘ „Zombie“ die Perspektive des Mörders im Vordergrund steht, geht es hier kein bisschen lustig zu. Brutal realistisch und ohne jegliche Effekthascherei schildert die Pulitzerpreisträgerin den Versuch eines Serienkillers, sich mittels Lobotomie einen Zombie zu erschaffen.

Ach, ich merke schon, der Beitrag wird zu lang und ich habe noch nicht einmal sämtliche „unbedingt zu lesenden“ Krimis aufgeführt, von den Romanen ganz zu schweigen. Darum mache ich hier für heute Schluss und werde die Liste bei Gelegenheit in einem neuen Beitrag fortsetzen. Bis dahin viel Spaß beim Lesen

Ihre Joan Weng

P.S.: Ich bin übrigens immer froh über neue Krimilesetipps 😉

*Gibt es jetzt wohl auch als Comic – aktuell sehr günstig hier

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2 Gedanken zu „Möchten Sie mich neidisch machen?“

  1. Guten Morgen Joan, ha, jetzt kann ich wieder tatsächlich den Blogbeitrag wieder kommentieren.
    Schon geht es los.
    Vielen Dank für die Krimitipps. Noch schöner wäre es, wenn die Tipps als link, wie Du das zum Schluß gemacht hast,hinterlegt sind, dann könnte ich mich gleich mal reinlesen.
    Inzwischen schaue ich auch ab und zu in einen Krimi.
    Klaus-Peter Wolf mit seinen Ostfriesenkrimis habe ich kürzlich gelesen. Unterhaltsam, gottseidank nicht sehr blutig,dennoch gut lesbar.Jetzt muss ich nur noch wissen,wie ich den link dazu hier hinbekomme.
    Da frage ich mich mal wieder bei bewährte Helfern.
    Einen schönen Sonntag wünsche ich Dir

    1. Lieber Amos, schön, dass es mit dem Kommentieren klappt 🙂 🙂 Ich kann leider nicht mit amazon verlinken, weil ich amazon bei meinem Laptop gesperrt habe – als mein Buch rausgekommen ist, war ich dauernd auf denen ihrer website und hab geguckt, was und wie und das war irgendwann sehr nervig, und dann hab ich die site gesperrt. Der letzte Link war von Horst-Dieter 😉 Die Ostfriesenkrimis muss ich mir mal ansehen, wenn ich wieder richtig Internet hab – heute ist eine Ausnahme, wir sind im Urlaub. Danke für den Tipp. Aktuell darf ich übrigens „Chrom, Koks und feine Leute“ von Horst-Dieter und Monika lesen, der ist auch wirklich zu empfehlen – wie die ganze Puff und Poggel Serie. Liebe Grüßle von Joan

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