Das beste Schreibprogramm …

Immer wieder wird mir die Frage gestellt, mit welchem Schreibprogramm ich denn arbeite. Ich schaue dann immer so etwa wie meine Hündin, wenn sie etwas Neues entdeckt. Da sie erst ein paar Monate alt ist, schaut sie viel und ziemlich blöd.

Ich arbeite mit Word, weiß aber nicht, welche Version das ist.

Vor Jahren habe ich mir Papyrus Autor gekauft, weil alle so euphorisch waren und es angepriesen haben, und ja, ich benutze es auch. Einmal. Nämlich dann, wenn das Manuskript fertig ist. Dann kopiere ich einen Abschnitt nach dem anderen in Papyrus. Die Dudenkorrektur ist unschlagbar und die Stilhilfe manchmal nett. Den ganzen Text kann ich nicht kopieren, entweder schafft das mein Computer nicht oder Papyrus. Oder ich mache etwas falsch. Wahrscheinlich trifft Letzteres zu, ich bin technikblond.

Und das ist auch mein Problem mit den vielen tollen Autoren- und Schreibprogrammen. Bevor ich sie nutzen kann, muss ich mich erst einarbeiten. Dafür bin ich nicht wirklich geschaffen und dafür habe ich auch keine Zeit.

Ich schreibe Bücher. Ich schreibe und schreibe und schreibe. In Word. Ganz schlicht. Ich habe kein Pinboard, keine X-Listen, keine Y-Plots oder was auch immer.

Ich habe einen Plot, ein Exposé. Ich habe mein persönliches Seitenlayout, das immer gleich sein muss, sonst kann ich nicht schreiben.

Courier New, 12 Punkt Schrift. 1,5 Zeilenabstand, Sondereinzug erste Zeile.

Ich habe Collegeblöcke, die sich wild über und um meinen Schreibtisch verteilen, jede Menge Post-Its und Zettel, auf denen wichtige Sachen stehen. Ich bin ein chaotischer Mensch. Wenn ich ein Jahr Zeit hätte, um mich in eines dieser Schreibprogramme einzuarbeiten, dann könnte ich es bestimmt auch nutzen. Vielleicht sähe mein Schreibtisch dann auch ordentlicher aus. Das weiß ich aber nicht und werde es auch nie wissen. Ich werde nämlich nie ein solches Schreibprogramm benutzen. Mit Papyrus, das ich damals euphorisch und voller Begeisterung installiert habe, habe ich kein einziges Buch geschrieben. Ich konnte damit nicht umgehen. Wo waren die Seitenzahlen? Wie bekomme ich die lästigen Zettel an der Seite weg? Und warum habe ich nicht mein gewohntes Seitenlayout?

Ganz bestimmt kann man das herausfinden, aber ich habe dazu nicht den Nerv.

Papyrus ist sicherlich ein ganz tolles Tool, so wie Scrivener, yWriter und wie sie alle heißen.

Wahrscheinlich gibt es Menschen, die glücklich sind, so ein Programm zu haben. Es hilft ihnen beim … ich weiß nicht … Organisieren? Beim Ordnen? Das könnte sein.

Ich mag mein kreatives Chaos und ich vermute, ich brauche es auch.

Manchmal habe ich das Gefühl, mit den Schreibprogrammen ist es so wie mit den Schreibratgebern. Da gibt es Leute, die ellenlang über Schreibprogramme und Ratgeber diskutieren, die eins nach dem anderen ausprobieren. Die diese Dinge testen, Ratschlägen nachgehen und Übungen machen … aber eines tun sie nicht: Schreiben.

Diese Leute bereiten sich darauf vor, der nächste Dan Brown, die nächste Rowling zu sein. Sie machen das, indem sie Schreibratgeber lesen und Schreibprogramme installieren. Sie testen dies, sie testen jenes.

Was sie nicht tun, ist schreiben.

Ich schreibe Bücher. Gäbe es keine Computer, würde ich mit der Schreibmaschine schreiben. Gäbe es keine Schreibmaschinen, würde ich den Stift nehmen. Oder die Tontafel. Oder Papyrus … gewässert, gepresst und getrocknet.

Ihr Lieben, wenn ihr schreiben wollt, dann schreibt. Schreibt und lest.

Natürlich kann ein gutes Schreibprogramm helfen, ein guter Ratgeber gibt guten Rat. Aber das hilft alles nichts, wenn ihr nicht schreibt. Lenkt euch nicht ab mit dem ganzen Drumherum. Wenn ihr schreiben wollt, dann setzt euch hin und tut es.

Kochbücher ersetzen auch keine Mahlzeit, sie liefern nur schöne Bilder.

In diesem Sinne,

Ulrike Renk, die jetzt am nächsten Buch schreibt. Mit Word, sie wissen schon …

 

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