Reisen und Lesen in Indonesien – Teil 5

In Jakarta bleibe ich nur zwei Tage, dann lüftet Daniel das Geheimnis unseres Überraschungstrips. Lombok. Lombok, eine der Inseln, von denen Paulus schwärmte.

Genauer gesagt fahren wir auf eine kleine Insel südlich vor Lombok. Zwei Flugstunden von Jakarta und dann noch eine etwa eineinhalbstündige Fahrt mit Auto und Boot bringen uns auf eine der über 17.000 Inseln Indonesiens.

Hier haben wir das maximale Kontrastprogramm zu Jakarta: wir sind nämlich die einzigen Gäste auf der Insel. Es gibt hier fünf einfache Bungalows, das Wasser für die Dusche wird aus dem Meer gepumpt und tagsüber wird der Strom abgeschaltet, aber wer braucht Strom unter blauem Himmel und mit dem Meer vor der Tür?

Wenige Stunden nach unserem Aufbruch in Jakarta unternehmen wir unseren ersten Schnorchelgang – für mich ist es der erste meines Lebens überhaupt und ich bin überrascht, wie viele Lebewesen und Farben unter der Wasseroberfläche zu beobachten sind. Ich hatte bislang keine Ahnung, nicht einmal eine wirkliche Idee davon, was ich bisher verpasst habe. Wenn wir nicht schnorcheln, speisen wir direkt am Strand und beobachten allnachmittäglich das Gewitter über Lombok, das uns jedoch verschont. Manchmal klettert einer der Hotelangestellten auf eine Palme und erntet Kokosnüsse, die wir kurze Zeit später serviert bekommen.

Und wir lesen. Ich stürze mich auf „Alle Farben Rot“ von Laksmi Pamuntjak. Dieser Roman erzählt von Amba, die bereits einem anderen Mann versprochen ist, als sie Bhisma 1965 in Yogyakarta kennenlernt. Sie verlieben sich ineinander. In den Wirren des Putsches werden sie voneinander getrennt. Bhisma wird unter dem Verdacht, Kommunist zu sein, auf die Gefängnisinsel Buru gebracht. Erst 2006 macht Amba sich auf die Suche nach ihm und erfährt, was aus ihm geworden ist. Die Namen der Helden gehen zurück auf das hinduistische Epos Mahabharata. Geschickt verwebt die Autorin die Geschichte des alten Epos mit den Lebensgeschichten von Amba und Bhisma im 20. Jahrhundert und arbeitet so auch ein Kapitel der indonesischen Geschichte auf. David liest das Buch beinahe gleichzeitig und erzählt mir von seinen Schwierigkeiten mit jener Naivität, die sich auch hier wiederfinden lässt, während ich endlich das Gefühl habe, mich an diese gewöhnt zu haben, ja sie sogar zu schätzen.

Morgen lesen Sie vom Finale meiner Reise, das – über einen kurzen Abstecher nach Bali – in Jakarta stattfindet.
Ihre Dorrit Bartel

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