Hemingways Riesenfisch, die Kaktee Friedrich-Leopold und ich

Eigentlich wollte ich diesen Post damit beginnen, dass die meisten Autoren, die ich kenne, eine Katze haben und dann dazu überleiten, dass Katzen sich positiv auf Kreativität und Ausdauer auswirken. Ersteres, weil Katzen einfach so hübsch sind, dass man sie ständig in Vierzeilern oder einem kleinen Sonett preisen möchte, zweiteres, weil man unmöglich aufstehen kann, wenn das Kätzchen gerade so süß auf dem Schoß schlummert, also weitergeschrieben, noch ein Kapitel, Essen wird sowieso überbewertet, Toilettengänge auch.

Leider hält diese These der näheren Betrachtung nicht stand, denn ich kenne genau einen Autor, der eine Katze hält.

Das bin ich selbst.

Dafür kenne ich mehrere Autoren mit Hunden, Hamstern, Meerschweinchen, Vögeln, Ratten und einen, der seinen Kakteen Namen gibt, was sie – für mich –  über den bloßen Status als Pflanze  emporhebt. Eine von ihnen heißt Friedrich-Leopold, mit Bindestrich wohlgemerkt! Wenn man Friedrich-Leopold mit Bindestrich heißt, dann ist man keine gewöhnliche Pflanze mehr, dann ist man mindestens so viel Haustier, wie die namenlosen Makrelen eines (nichtschreibenden) Freundes.

Aber wie mag sich nun der Besitz von Hunden, Hamstern, Meerschweinchen, Vögeln und Ratten auf das Schreiben der jeweiligen Autoren auswirken – gerade bei Hamstern könnte ich mir sinnige Parabeln über Hamster im Laufrad denken, Hunde eignen sich bestimmt wunderbar für Krimiautoren, die stöbern ständig Tote auf oder beißen schöne Frauen in die schlanken Beine, woraus sich erst ein Konflikt und dann eine Liebesgeschichte entwickeln kann, Vögel sind vermutlich auch ungemein inspirierend – nicht nur Papageien, die bei jeder guten Seeräuberschmonzette ihren angestammten Platz haben, auch plappernde Beos und fehlgeleitete Brieftauben bieten allerhand sinnige Möglichkeiten. Bei Ratten denke ich mir dann eher Grusliges, voll kalter Füßchen, die über die Gesichter wehrloser Leichen krabbeln … Krabbeln Ratten eigentlich?

Ganz egal, der Freund mit den Kakteen schreibt jedenfalls nicht mehr über Preußen mit Pickelhaube als andere Menschen, aber mich inspirierten seine chronisch zerstochenen Hände einmal zu einer Kurzgeschichte, bei der einem Kakteenzüchter durch eine Reihe verflixt komplizierter Mechanismen Gift in die Hände injiziert wurde, und natürlich merkt es dann erstmal keiner, weil die Hände ja eh voller Kratzer sind, und der Ermittler ist ziemlich überfordert, hat aber einen schlauen Freund, der auch Kakteen … Naja, es war alles ein bisschen krude, aber mein eigener schlauer Freund freute sich, weil er  mir eine ganze Weile ungestört von seinen öden Kaktüssern erzählen durfte und auch meine Oma freute sich, denn der schenkte ich den Krimi, der eine meiner ersten Anthologieveröffentlichungen werden sollte, zu Weihnachten.

Mir würde übrigens noch viel Sinniges zum Thema Autoren und Tiere einfallen, gerade dachte ich an eine Überleitung ins Allgemeine, Edgar Alan Poes ‚Black Cat‘, S.S. van Dines ‚Mordfall Terrier‘ und Hemingways Riesenfisch wollte ich noch durchdenken, aber mein Kätzchen möchte, dass ich ihm nun sein Bällchen werfe … Sie verstehen das doch sicher?


Ihre Joan und Jackie Weng

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