Leserunde bei Lovelybooks – Klappe, die dritte

Die Leserunde sollte am Montag anfangen, doch schon am Samstag diskutierten die ersten Teilnehmer miteinander. Die beiden ersten Beiträge waren sich ähnlich: Die Leserinnen hatten Schwierigkeiten in die Geschichte reinzukommen.
Auweia, dachte ich, das kann ja was werden. Persönlich nehme ich Kritik nur selten, es macht mich eher nachdenklich. Anders als beim Krimi fange ich einen historischen Roman gerne gemächlich an, lasse den Figuren Zeit, sich zu entwickeln. Ist das ein Fehler? Was machen Leute, die das Buch nicht geschenkt bekommen haben? Legen sie es weg? Oder kaufen sie es erst gar nicht? Muss ich diese Art des Schreibens vielleicht ändern?
Gerade solche Informationen von Lesern sind wichtig für mich, daraus kann ich lernen.
Aber schnell änderten sich die Kommentare. Begeisterung machte sich breit.
Schwierigkeiten hatte ich immer noch mit dem Format. In welchem Unterforum hatte wer geantwortet? Wie rufe ich das am Besten auf? Und überhaupt – hätte ich mir nicht ein Lesezeichen auf die Leserunde gesetzt, ich hätte sie in den Weiten und Tiefen von Lovelybooks vermutlich nie wieder gefunden. Allein schon wenn ich privaten Nachrichten beantwortet hatte, fand ich nicht mehr zurück zur Leserunde – da half nur Schließen und die Seite erneut aufrufen. Das kann daran liegen, dass ich technik-blond bin. Aber vielleicht auch an dem unübersichtlichen Format der Seite.
Und dann … das Spoilern. Alle Antworten bitte eingeklappt darstellen. Das macht für mich das Lesen mühsam. Aber einige beschwerten sich, wenn es mal nicht so gehandhabt wurde – dann bekamen sie Informationen, die sie nicht haben wollten.
Wieso jemand überhaupt eins der Unterforen öffnet, wenn
er dort gar nichts lesen will, ist mir schleierhaft. Aber ich muss nun wirklich nicht alles verstehen.
Es gab Diskussionen – nämlich, warum die Eltern der Protagonistin sie bei Tante und Onkel zurückgelassen hatten. Das geht doch nicht, das macht man nicht.
Öhm. Leider ist das einer der wahren Anteile der Geschichte. Und es war damals nun mal so. Kinder wurden verschickt, abgegeben, abgeschoben.
Ist ein Buch schlecht oder unglaubwürdig, weil die Figuren nicht so handeln wie die Leser es erwarten? Wie sie sich anders benehmen als die Leser?
Zum Glück verlief die Diskussion dann doch nicht in diese Richtung.
Eine Leserin schaltete sich spät ein – gab im Eiltempo ihre Meinung zu den einzelnen Abschnitten ab und schrieb eine Rezension. Diskutieren mochte sie nicht. Das fand ich in Ordnung. Nicht immer hat jeder etwas zu jedem Abschnitt zu sagen, nicht immer möchte er diskutieren, manchmal möchte er nur seine Meinung kundtun. Manchmal ist auch schon alles gesagt. Doch dass Verhalten stieß bei einigen auf Missfallen und plötzlich herrschte Zickenstimmung. Sollte ich mich einmischen? Sollte ich das kommentieren? Ich entschied mich für ein paar beschwichtigende Worte, die keiner zur Kenntnis nahm.
Insgesamt wird schön diskutiert, es werden Fragen gestellt, das Buch wird in der Hauptsache gelobt (ja, auch wenn man von seinem Werk überzeugt ist, sitzt ein wenig Sorge im Hintergrund, ob denn die Leser es auch mögen). Die beiden anfänglichen Zweiflerinnen werden doch in das Buch gezogen und sind zum Schluss begeistert.
Dann tritt eine Leserin auf. Schon über den ersten Abschnitt mokiert sie sich. Eine Lebensgeschichte sei das, da könne man ja auch keine Spannung erwarten.
Wie gesagt, ich bin offen für Kritik und nicht jedem Leser muss das Buch gefallen – aber diese Kritik finde ich seltsam. Schon in der Beschreibung des Buches steht, dass es eine Lebensgeschichte ist. Sie hat die Beschreibung und die Leseprobe gelesen und sich trotzdem für das Buch beworben. Offensichtlich hat sie andere Erwartungen gehabt. Ich weiß nicht so recht, was ich davon halten soll. Nachdem sie in einer halben Stunde zu jedem Abschnitt ihr Missfallen geäußert hat, stellt sie ihre Rezension ein. Sie hätte sich mehr Hintergrundinformation, Karten, Bilder etc. gewünscht. Jetzt müsse sie googlen – das wäre ja eigentlich nicht ihre Aufgabe.
Ich bin ganz froh, dass auch eine Nörglerin dabei ist – ansonsten würden die ganzen wirklich begeisterten Stimmen irgendwie unecht wirken. Von 25 Buchgewinnern haben sich 22 an der Leserunde beteiligt. Das Gros der Leser ist begeistert. Ich weiß nun, dass ich vielleicht meine Anfänge ein wenig mehr straffen sollte, ich weiß, dass die Namen verwirren können (tragisch, wenn man Romane über Personen schreibt, die es wirklich gegeben hat. Alle Jungen in der Familie Lessing hießen Carl. 4 Töchter von Emilia hießen Wilhelmine), ich weiß, dass sich manche Leser eine Karte im Buch wünschen würden (leider teuer im Druck), und ich weiß, dass es immer Leser geben wird, die etwas auszusetzen haben. Für die war es dann einfach nicht das richtige Buch. Aber mir gefällt ja auch nicht alles, was gedruckt wird.
Insgesamt war es eine sehr interessante Erfahrung.

Ihre Ulrike Renk

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