Putlitz war mir ein Begriff. Von Beginn an. Autofahrten von Berlin nach Hamburg führten an diesem Ort vorbei, der mich immer (wie sicher viele andere) an den einen so besonderen amerikanischen Literatur- und Medienpreis denken ließ – den Pulitzer Preis. Freunde von mir wuchsen in der Prignitz auf – in Putlitz, in Pritzwalk und in Steffenshagen. Ich wusste bereits einiges über die Gegend, ohne jemals dagewesen zu sein. Ich kannte Erzählungen über die Beschaulichkeit der Bauerndörfer, über den Zusammenhalt der Nachbarn und darüber, dass es hier immer etwas öfter regnet als anderswo in Brandenburg. Und so war es auch nicht verwunderlich, dass ich mich, kaum angekommen, sofort Zuhause wähnte.
Womit ich nicht rechnete war, wie produktiv mich die bisherigen 28 Tage in meiner Schreibresidenz, dem Ferienhaus des Herrn Gebhard Gans Edler Herr zu Putlitz in Mansfeld, werden ließen. Bereits in den ersten Tagen schrieb ich so viel, dass ich glaubte, bald ein weiteres Manuskript beginnen zu müssen, um nicht irgendwann untätig herumzusitzen. Das war natürlich vor allem Euphorie, aber diese braucht es manchmal, und sie tat gut. In manchen Momenten fühlte sich das Schreiben an, als befände ich mich in einer Art Rausch – ein eher unbekanntes Gefühl, da Schreiben doch viel zu oft genau das Gegenteil ist: Arbeit, Krampf, Frust.
Und zwischendrin: Fahrten mit dem Fahrrad nach Putlitz, Laaske und zum Schloß Wolfshagen – dem Landadel auf der Spur. Es regnete nur manchmal. Diese Gegend weiß, wie man Fremde aufnimmt.
Mir bleiben weitere zwölf Tage in Mansfeld, Anfang Juni. Und ich weiß bereits jetzt, dass der Abschied kein leichter sein wird. Tröstend ist, dass ich das Manuskript für meinen ersten Erzählband in Mansfeld beenden werde. So war es zwar auch geplant, aber allzu oft kommt es anders. Wir Berliner kennen uns damit aus.
Thomas Dörschel, Stipendiat des „Residenzstipendiums 42 Tage Putlitz“ im Jahr 2014