Ein Beitrag von Silke Porath, stellvertretende Vorsitzende
Vergiss es. Nur weil der 1. Januar auf dem Kalender steht, wirst du nicht mehr Sport treiben, weniger saufen oder rauchen. Vorsätze verpuffen. Da hilft es auch nichts, wenn wir in ein neues Jahrzehnt starten. Wer es live erlebt hat: Auch die Jahrtausendwende hat nicht dazu geführt, dass die Menschen sich mehr bewegt hätten. Besser gegessen. Oder netter zueinander geworden wären.
Gut, 1999 wurden die Veganer erfunden. Und das Internet. Als das noch ganz neu war, sturzlahm, kaum erforscht, hab ich mich mal auf die Reise durch diese Galaxie gemacht. Natürlich war die Antwort dieselbe wie auch im jetzt knackfrischen 2020: 42. Die Antwort auf alles und der Name eines Autorenvereins.
Ich wusste sofort: Das will ich auch.
Und wie geht das? Oh. Okay. Ich muss einen Probetext an den Aufnahmeausschuss schicken. Mist. Kann ich das? Wird der gut genug sein?
Wochen des Wartens und Bangens. Des Zweifelns. Des Heulens.
Und dann – die Mail im Postfach. Ich. Bin. Eine. 42erAutorin!
Verdammte Hacke. Das war vermutlich einer der tollsten und wichtigsten Tage in meinem Leben. 42erin bin ich nur einmal. Und das ist auch gut so.
42erAutoren. Bei jeder meiner Lesungen erzähle ich, warum wir so heißen. Was ich nicht erwähne, sind all die großen und kleinen Begegnungen, das gemeinsame Schreiben, die Treffen. Das alles gehört mir und den Kollegen ganz allein.
42er. Mein Anker im WWW. Meine Hilfe, wenn es klemmt. Meine Hoffnung, wenn es gar nicht mehr geht mit dem Schreiben.
Mit vielen Kollegen durfte ich schon schreiben. Einige der Romane haben sich saftig verkauft, andere nicht. Darum ging es aber nicht. Was zählt, für mich, ist die gegenseitige Achtung vor den Worten des anderen, den man oft erst mal nur aus dem Forum kennt. Vor dessen Wortakrobatik und vor allem davor, was man beim gemeinsamen Schreiben lernen kann.
Und dann sind da die persönlichen Begegnungen. Mit Amos Ruwwe, zum Beispiel. Wir 42er haben ein Mentoring-Programm, und ich war stolz, dass Amos ausgerechnet mich in seine Romanwelt gelassen hat. Zu Beginn unserer Zusammenarbeit reiste er mehrere hundert Kilometer zu mir, um mir seine Figuren zu erklären. In einer Zeit, als ich keinen Boden unter den Füßen hatte und nach dem Tod meiner Mutter meinen Platz definieren musste. Unser Projekt hat mir Halt gegeben.
Monika Detering und die viel zu früh verstorbene Jutta Mülich. Wir waren – nein: sind! – das Trio Subversiv. Es gibt gemeinsame Bücher, es gab gemeinsame Ideen. Aber es gab und gibt vor allem jene Sommertage in Norddeutschland in Juttas Haus. Wir saßen in der Sonne, lachten, schwatzten, plotteten und vergaßen für einen kurzen Moment die Endlichkeit unseres Daseins. Jutta, da oben im Himmel – danke für alles.
Ulrike Renk. Wir haben gemeinsam viel gelacht, geschrieben, herzhafte Stunden verbracht und bei so mancher Flasche Wein das Leben neu definiert. Sören Prescher. Unsere Ermittler gelten als Kult-Duos. Tja. Kult ist für mich, mit einem 42erAutor gemeinsam ein Buch zu schreiben. Und Kult ist für mich, Tom Liehr mal im schwäbischen Kaff, dann wieder in Berlin zu treffen. Kult ist für mich, wenn mich die aktuelle Vorsitzende Anja Stiller in den Arm nimmt und ihr Lebens- und Schreibgefährte Alexander Rudow mir eine Flasche seines Lieblingsrotweins kredenzt.
Und ihr da draußen so? Ihr stillen Mitleser?
Bleibt unserem Blog treu. Kommt ins Forum. Macht die Klappe auf. Strafft die Schultern und geht verdammt stolz und glücklich durchs Leben. Lebt es. Von mir aus auch mit Wasser im Glas, ohne Kippe und auf dem Laufband in der Muckibude. Hauptsache, wir lesen und treffen uns auch in diesem Jahr und all den kommenden.
Herzhafte Grüße, laktose- und glutenfrei, vegan, vegetarisch und vorsatzfrei
Ihre
Silke Porath