Autoren und Urlaub

Das Blogteam hat beschlossen, dass jeder einen Beitrag zum Thema „Urlaub“ schreibt.

Auch ich bin vielleicht irgendwann einmal eine zukünftige Bestsellerautorin, aber irgendwie habe ich gar keinen Urlaub. Jedenfalls nicht richtig. Ich bin hauptberufliche Schriftstellerin – so schimpft sich das, wenn man keinen Brotjob hat. Außer meiner schriftstellerischen Tätigkeit habe ich jedoch noch vier Kinder und einen Hund (und eine Katze und diverses anderes Viechzeug – das lass ich aber mal außen vor – die sind nicht reisetauglich).

Mit vier Kindern verreisen ist lustig und teuer und stressig.

Die erste Wahl ist deshalb seit Jahren ein Ferienhaus. Das haben wir schon so gemacht, als es nur zwei Kinder – dann drei und so weiter – waren, und ich noch nicht offiziell als Schriftstellerin tätig war.

Früher sind wir oft nach Dänemark gefahren, inzwischen ist Südfrankreich unser bevorzugtes Ziel im Sommer. Im Winter gerne immer wieder Dänemark.

In einem Ferienhaus hat eine Mutter von einer ganzen Meute plus Hund irgendwie doch nie wirklich Urlaub. Es muss eingekauft werden (ich liebe die Märkte in Frankreich), gekocht (ich liebe kochen), gewaschen (okay – aber nur wenig) und gefegt werden (das kann die Brut machen). Also ist es doch irgendwie Urlaub.

In Südfrankreich haben wir eine kleine Hütte in einem Piniewald. Und allein das ist dann doch schon Urlaub für mich. Es riecht nach dem Harz der Pinien, die Zikaden singen, der Sand duftet nach einem Sonnenbad und der Atlantik nach dem herben Salz des Ozeans.

Es duftet dort überhaupt viel intensiver, die Farben sind leuchtender, der Wein besser und das Essen einfach nur fantastisch.

Dummerweise sind meine Kinder schulpflichtig und Abgabedaten von Büchern klammern Schulferien nicht aus. Also muss ich auch im „Urlaub“ schreiben. Das geht aber viel besser. Die Kinder verschwinden vormittags in den Pool und ich setze mich an meinen Laptop auf die überdachte Veranda. Dort kann ich wirklich gut schreiben. Und kann ich es nicht, dann wenigstens lesen. Im Urlaub lese ich Berge von Büchern. Ich lese schnell, aber intensiv, tauche tief ein in die fremden Welten. Unter zehn Bücher geht gar nichts für den Urlaub (wir reden hier von maximal 14 Tagen).

Letztes Jahr waren wir in Belgien, nach Frankreich hat leider nicht geklappt.

Schreiben klappte da auch nicht, es gab eine Terrasse und keine überdachte Veranda. Und es regnete. Aber lesen ging. Ein Buch flog nach den ersten 15 Seiten in die Ecke, ein anderes hatte ich versehentlich eingepackt – ich kannte es schon (oder da hatte jemand sehr geguttenberg).

Nach einer Woche ging mein Vorrat des SuB* merklich zur Neige. Oh NEIN!

Zum Glück kamen uns Freunde über das Wochenende besuchen. Ich schickte eine SMS – bitte UN-BE-DINGT Bücher mitbringen. Das taten sie und das hat meinen Urlaub gerettet.

Über Silvester in Dänemark habe ich auch gelesen – aber das mache ich so nie wieder. Es waren die gefühlten 387 Texte des http://www.putlitzerpreis.de/. Karen – meine Freundin – und ich sind in der Vorjury. Wir dachten, es wäre lustig, in der Woche in Dänemark gemeinsam die Texte zu lesen und zu beurteilen, statt es – wie sonst – über Mail zu machen. Das war ein Fehler.

Bücher habe ich nämlich nicht gelesen, sondern nur Kurzgeschichten. Immerhin ist Papier äußerst gut als Anzünder für den Kamin zu gebrauchen. Wir haben meinen Stapel, den wir ja anschließend nicht mehr brauchten,  nach und nach verbrannt. Karen hat die Texte, die wir weitergereicht haben, natürlich sorgfältig aufgehoben.

In diesem Jahr geht es im Sommer wieder nach Frankreich. Bis dahin will ich aber das Manuskript, welches gerade noch in Arbeit ist, fertig haben. Und dann wird dort nur gelesen (und eingekauft, gekocht usw.)

Silvester fahren wir übrigens wieder nach Dänemark. Wieder mit meiner Freundin Karen Lark. Wieder mit den Texten des diesjährigen Putlizer Preises. Aber wir haben uns fest vorgenommen, alle vorher gelesen zu haben. Wir wollen nur die überschüssigen** Texte dort verbrennen. Als Ritual quasi. Und vielleicht hat uns ja doch jemand eine Flasche Wein geschickt, die wollen wir dann vor dem Kaminfeuer trinken.

Wenn Sie also irgendwo in Südfrankreich eine Frau sehen, die wie bekloppt morgens auf die Tastatur des Laptops hämmert, dann könnte ich das sein – schauen Sie mal, vielleicht sehen Sie das Abgabedatum in meinem Nacken. Sollten Sie über Silvester in Dänemark sein und aus einem Kamin steigt weißer Rauch – es hat nichts mit dem Papst zu tun … nur mit dem Putlitzerpreis.

Ich wünsche allen erholsame Urlaubstage und nutzen Sie die Zeit – LESEN Sie Bücher… ich kann die der 42er empfehlen.

Ihre Ulrike Renk

 

*SuB – Stapel ungelesener Bücher

**Zur Erklärung: jeder in der Vorjury bekommt jeden Text. Nicht alle gehen weiter an die Hauptjury. J


 

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