„Ich denke, man liest als Autor auch mit einem halben Auge auf dem Handwerklichen“

Joan Weng im Gespräch mit Michaela Hanel

Heute möchten wir einen noch recht neuen Blog mit einer ganz besonderen Mischung vorstellen. Die preisgekrönte Autorin Michaela Hanel sieht nicht nur mit dem Kollegen- sondern auch mit dem Psychologenblick in die Romane, die sie auf ihrem Blog „Mindshelf“ vorstellt. Und sie beschreibt psychologische Phänomene anhand dieser Geschichten.

Hallo, liebe Ela, also zu allererst, lesen Psychologen anders?

Ich denke, dass die meisten Psychologen ein besonderes Interesse an Menschen oder auch Romanfiguren und psychologischen Themen mitbringen. Das haben viele andere Leser aber auch. Da unterscheiden wir uns also nicht. Möglicherweise haben Psychologen je nach Thema mehr Hintergrundwissen, können das Gelesene irgendwelchen Fachbegriffen zuordnen. Aber das ist beim Lesen ja gar nicht wichtig.

Und Autoren? Meinst du, man liest als Kollege kritischer oder mit einem anderen Blickwinkel?

Ja, ich denke, man liest als Autor auch mit einem halben Auge auf dem Handwerklichen, also: Wie wurde das gemacht, wie erzeugt die Autorin diese oder jene Stimmung, irgendeine bestimmte Wirkung. Ich denke, das ist eine Art zusätzlicher Blickwinkel, den die meisten Schreibenden haben.

Erzähl mal, wie bist du zum Bloggen gekommen?
Ich hab schon immer viel gelesen und mich für das Psychologische in den Büchern interessiert. Im Studium sind mir dann zu bestimmten Themen bestimmte Romane eingefallen, die diese Themen illustrieren. Ich habe mich auch immer gern mit Kollegen über Romane und Filme ausgetauscht – aber es lesen erstaunlich wenige von ihnen Belletristisches. Im Internet habe ich nach Blogs und Ähnlichem gesucht, die Psychologie und Literatur verbinden und dabei festgestellt, dass es das in dieser Form noch nicht gibt. Also habe ich es selber ins Leben gerufen.

Wie oft bloggst du und was sind deine Schwerpunktthemen?
Themenschwerpunkte sind psychologische Alltagsthemen, Themen, die uns alle betreffen – verknüpft mit einem Roman, der sie illustriert. Derzeit poste ich alle sechs Wochen einen neuen Artikel. Das mag weniger sein als auf anderen Blogs, aber sonst würde es mir vielleicht auch keinen Spaß mehr machen. Und wer nicht immer auf den Blog gehen möchte und trotzdem erfahren will, wenn ein neuer Artikel online geht, kann sich auf meiner Seite für den Newsletter anmelden.

Würdest du sagen, dass das Bloggen deine Einstellung zu Büchern und zum Lesen verändert hat?
Ich hoffe nicht.Vielleicht überlege ich jetzt manchmal schon beim Lesen eines Buches, ob sich der Roman für einen neuen Artikel eignet. Aber meine Einstellung zu Büchern und dem Lesen hat das Bloggen nicht verändert. Ich lese immer noch das, was mich interessiert und was ich auch ohne den Blog lesen würde.

Vielen Dank für das Interview und weiterhin so viel Spaß und Erfolg.
Ich drück dich, Joan

 

 

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