Dat mookt doch ok Sinn!

Horst-Dieters Schietwettergeschichte

„Schietwetter“, sagte Harms, als er den tropfenden Regenmantel an die Garderobe hängte und die verschmutzten Stiefel in die Ecke feuerte.

„Woneem büst du ween“, sagte Gesa und schüttelte den Kopf. „Du wolltest doch nur mal auf die Post. Das war heute Morgen.“

„Jo“, sagte Harms und schaute verlegen an Gesa vorbei. Irgendwie stand er auch nicht ganz seefest auf den Beinen.

„Dann habe ich Gerd getroffen, dessen Fahrrad hatte einen Platten. Und weil schon so eine kräftige Briese um unsere Ohren gepfiffen hat, schoben wir es in den Schuppen von Joost und reparierten es. Zum Dank, dass ich ihm geholfen habe, hat mir der Gerd im Krog einen utgeven. Dann kam noch der Ulfert vonnen Kusenbreker *) und vor Erleichterung, dass der nicht gebohrt hat, hett de Ulfert ook noch een Kööm utgeven. Der Ulfert hat gleich noch einen utgeven und weil wir zu dritt waren, haben wir eine Runde Skat gekloppt. Bumsbatz war Meddag und wir haben einen Teller Puukkantüffeln **) mit Hiering gegessen, ich hab allen einen Kööm spendiert und dann sind wir all dree Richtung Diek gegangen, um to Wedder to sehen. Aber da war es schon so am Pladdern, dass wir uns beim Aldi untergestellt haben. Der Ulfert is dann rinn und hat eine Buddel Rotwien geholt, damit wir es nicht so kalt haben. Als es nicht besser wurde, sind wir dann doch noch auf den Diek hoch, aber gleich wieder runter, weil de Storm so doll geblasen hat, das man nicht mehr jappen konnte. Denn haben wir den Gerd nach Huus gebracht. Do hat er uns einen Kööm spendiert und weil er uns nicht alleine gehen lassen wollte, ist er noch mitkommen, den Ulfert nach Hause zu bringen. Der hat auch einen Kööm spendiert. Dann ist uns aufgefallen, dass der Gerd ja nicht mehr zu Hause war. Also haben wir den Gerd zusammen zurückgebracht. Da hat er uns wieder einen Kööm spendiert. Und dann hat der Ulfert gesagt: Wat nu? Wenn der Gerd wieder mitkommt, dann ist er nachher wieder nicht to Huus. Das ist wahr, hat der Gerd gesagt, aber wer trinkt dann beim Ulfert meinen Kööm? Da haben wir erst überlegt, und dann hat der Ulfert gesagt, Gerd, hat er gesagt, gib Harms jetzt meinen Kööm, den ich bekommen hätte, wenn ich dich nachher wieder zurück gebracht hätte. Und wenn Harms mich to Huus gebracht hat, gebe ich ihm deinen Kööm, den du bekommen hättest, wenn du mich jetzt to Huus bringst. Und morgen gehen wir beide to Harms und holen uns unsere Kööm torück. Dat mookt Sinn, hat Gerd gesagt und mir Ulfert sien Kööm gegeben. Und nu bin ik hier.“

„Und wer hat den Kööm getrunken, der für dich bestimmt war, bei Ulfert und Gert?“ fragte Gesa und Harms guckte ganz verdattert. „Dat is woar“, sagte er. „Die beiden Racker haben mir gelackmeiert.“

„Komm in die Wahnstuuv“, lachte Gesa. „Da bekommst du einen richtig guten Schietwetter-Tee zum Warmwerden. Und morgen, wenn die beiden sich ihren Kööm holen wollen, dann sagst du, dass sie deine gemopsten bei sich selber holen können.“

„Jo, so moken wir dat“, sagte Harms und lachte.

*) Zahnarzt

**) Pellkartoffeln

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