Der kleine Kolibri

Es lebte einst ein Kolibri in einem Wald. Die Bäume breiteten ihre weiten Kronen majestätisch unter dem Himmel aus und waren viele Jahre alt.

Im schönsten Baum wohnte der Kolibri. Glücklich saß er schon am frühen Morgen, wenn die ersten Sonnenstrahlen über die Blätter tasteten, auf dem höchsten Ast. Die Bäume leuchteten in einem tiefen Grün und das Gefieder des Vogels funkelte in allen Farben im Licht.

Eines frühen Morgens, als der Kolibri wie gewöhnlich zum höchsten Punkt seines Zuhauses flog, bemerkte er dicke Rauchschwaden. Der Wind trieb sie direkt auf ihn zu.
Was konnte das sein? Mit einem Gefühl, dass etwas nicht stimmte, breitetet er die Flügel aus und flog immer höher, um zu sehen, was los sei.

Andere Vögel kamen ihm entgegengeflogen. Sie flohen vor etwas! Dann sah er es! Rote Feuerzungen verschlangen alles, was auf ihrem Weg lag. Die schönen Bäume verbrannten.

„Wir müssen das Feuer löschen!“, rief er den anderen Vögeln hinterher. Doch sie lachten ihn aus.
„Nicht einmal das Krokodil mit seinem riesigen Maul kann so viel Wasser tragen, um die mächtigen Flammen zu löschen.“ Sie deuteten nach unten, wo viele Tiere verängstigt am Flussufer standen, unter ihnen ein Krokodil, das verängstigt aus dem Wasser lugte.

„Wir müssen nur zusammenhalten!“, versuchte der Kolibri sein Glück, doch die Vögel waren schon weitergeflogen.

Unbeeindruckt stürzte er sich in den Fluss, nahm einen Tropfen Wasser in seinen Schnabel auf und flatterte zum Feuer, um den Tropfen dort zu entlassen. Das tat er immer wieder, und viele Tiere beobachteten ihn mittlerweile.
„Was tust du denn da?“, fragte der Tukan. „Du bist zu klein, um etwas zu bewirken.“
„Ich tue, was ich kann! Ich gebe meinen bescheidenen Anteil.“ Außer Atem nahm er erneut einen Tropfen Wasser auf und flog zum Feuer.
Der Tukan schüttelte den Kopf. „Ich will mir nicht sagen lassen, dass dieser kleine Kolibri allein den Wald löschen wollte.“ Hastig füllte er seinen riesigen Schnabel mit Wasser und flog zum Feuer. Als die anderen Tiere gewahr wurden, dass nun auch der Tukan beim Löschen half, da beteiligten sich immer mehr von ihnen, bis alle halfen. Das Krokodil schleppte in seinem Maul große Mengen an Wasser, die Affen trugen bis zum Rand gefüllte Blätter. Die Faultiere befüllten leere Kokosnüsse am Fluss. Da sie viel zu langsam waren, ritten sie auf Jaguaren und Ameisenbären.

Es herrschte ein großes Durcheinander, die Gürteltiere feuerten die Löschtrupps an, bis schließlich die letzte Flamme erlosch.

Nacherzählt von Birgit Gürtler

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