Dichter und der Tod – Folge 2

Am Grabe Krafts

O, ruhe sanft! in deinen schönsten Tagen,
Wo Lieb‘ und Kunst dich freundlich eingesungen,
Hat dich der Tod mit kalter Faust gezwungen,
Der schönen Erde Lebewohl zu sagen.

Von deines Strebens Adlerflug getragen,
Bist du schon früh in’s Heiligthum gedrungen,
Hat dich der Einklang höchster Kunst durchklungen,
Das große Ziel des Meisters zu erjagen.

Mit Jugendfülle stand’st du kühn im Leben,
Da warf dich schnell dein Schicksal auf die Bahre,
Wir konnten Nichts, als um den Bruder weinen.

Doch dort verklärt sich ja dein heil’ges Streben,
Wo Kunst und Glauben, wo das Schön‘ und Wahre
Zur ew’gen Liebe göttlich sich vereinen.

Theodor Körner (1791–1813)

Carl Theodor Körner wurde am 23. September 1791 in Dresden geboren. Sein Vater: Oberappellationsgerichtsrat, seine Mutter: Tochter des Kupferstechers Johann Michael Stock. Die Körners waren mit Schiller, Kleist, den Brüdern Humboldt und Schlegel sowie Goethe bekannt. Der junge Theodor war musikalisch und künstlerisch begabt und machte auch früh mit Dichtungen auf sich aufmerksam. Er studierte zunächst an der Bergakademie Freiberg, dann an der Universität in Leipzig. Auf Wunsch des Vaters wechselte er nach Wien. Dort schrieb er jedoch mehr Dramen und Gedichte, als dass er Vorlesungen besuchte.

Körner schien auf dem besten Wege zu sein, schon in jungen Jahren eine Karriere als Dramatiker zu machen; gleich zwei Anstellungsverträge als Theaterdichter bot man ihm an. In Wien sagte er zu und wurde k. u. k. Hoftheaterdichter. Kaum ein halbes Jahr später, im März 1813 kündigte er jedoch, um Preußen im Kampf gegen Napoleon beizustehen. Er trat dem Lützowschen Freikorps bei. Am 25. August saß Körner auf dem Rittergut zu Gottesgabe bei Schwerin am Klavier und sang sein wenige Tage vorher entstandenes Schwertlied (Du Schwert an meiner Linken …). Am Morgen des 26. August 1813 wurde ein feindlicher Transport gemeldet. Man plante einen raschen Angriff, der bei Gadebusch im Forst von Rosenow stattfand. Theodor Körner traf eine Gewehrkugel. „Da hab ich eins, es schadet aber nicht“, sagte er noch, als er in die Arme eines Kameraden sank und starb.

Unnützer Einsatz

Das k. und k. aus Wien war ein Geschenk,
der Ruhm des Dichters schien zum Greifen nah.
Der Ruf von Preußen hat dich abgelenkt,
entsagtest kaum nach einem halben Jahr

um mit den Liedern und deinem Gewehr
den Kampf zu suchen, der Freiheit zur Ehr,

den Feind zu stellen, ihn zu vertreiben.
So traf dich die Kugel, durftest nicht bleiben.

Horst-Dieter Radke

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