Dorrit liest: Ellen Banda-Aaku – Patchwork

Meine Lektüre führte mich dieser Tage nach Sambia. Die Autorin Ellen Banda-Aaku wurde 1965 dort geboren, die Heldin ihres Romans ein paar Jahre später, 1969. Der erste Teil des Romans spielt 1978, Pumpkin ist neun Jahre alt und hat es nicht leicht. Nicht nur, weil sie – einst ein pummeliges Baby – von aller Welt Pumpkin genannt wird. Schlimmer ist, dass sie mit ihrer Mutter allein ist, denn ihr Vater, Tata, lebt mit seiner Ehefrau und vier Söhnen auf einer Farm. Immerhin ist er reich und Pumpkin bekommt bei seinen Wochenendbesuchen Geschenke. Doch ständig muss sie sich Lügengeschichten für die Nachbarskinder ausdenken, die sie glauben machen will, sie seien eine ganz normale Familie. Und dann ist da noch Pumpkins Mutter, die sich in den Alkohol flüchtet, weil sie nicht darüber hinweg kommt, dass Tata mit seiner Ehefrau zusammenbleibt. Auch ihre Ausfälle muss Pumpkin der Nachbarschaft gegenüber immer häufiger erklären. Das ist die Welt, in der sie aufwächst: Lügen, Eifersucht und Verehrung des fernen Vaters. Der selbst dann noch fern bleibt, als er sie eines Tages mit auf die Farm nimmt, um sie aus dem Umfeld der kranken Mutter zu holen. Auf der Farm leben Mama T, die Pumpkin hasst, und die Söhne des Vaters, denen Pumpkin gleichgültig ist. Tata, der erfolgreiche Self-Made-Man, ist oft in Sachen Geschäften oder Frauen unterwegs.

Knapp dreißig Jahre später ist Pumpkin, jetzt Architektin, Ehefrau und Mutter, nach Jahren im Ausland wieder zu Hause. Im Moment arbeitet sie nicht, sondern kümmert sich um ihr Kind und ihren Mann. Denn sie hat ihre Lektion gelernt: dass die Männer nicht treu sind und die Frauen um sie kämpfen müssen. Da nutzt es nicht, dass ihr Mann ihr immer wieder versichert, er sei nicht wie Tata. Der steckt gerade im Wahlkampf und rechnet sich gute Chancen auf das Präsidentenamt aus. Die Leute mögen Männer wie ihn, die es aus eigener Kraft geschafft haben. Dass allerdings Pumpkin gerade eine gerichtliche Vorladung bekommt, weil sie sich mit einer Frau um ihren Mann geprügelt hat, könnte im Wahlkampf des Vaters zum Problem werden. Tata kümmert sich darum, wie er es immer tut, wenn Geld die Lösung ist. Aber wird das auch für die Präsidentschaft reichen?

Ellen Banda-Aaku erzählt die universale Vater-Tochter-Geschichte im heutigen Sambia leicht und flott, aber nicht oberflächlich. Gerade Tata scheint das Abziehbild eines erfolgreichen, modernen Afrikaners zu sein, aber er ist eben nicht nur das. Ich habe das Buch an einem Vormittag mit großem Vergnügen gelesen und empfehle es gern weiter.

Ihre Dorrit Bartel

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