Dorrit sagt: Weihnachten ist wie Karneval, nur netter

Dieser Satz ging mir durch den Kopf, während ich dieser Tage die letzten Dinge des Jahres erledigte. Ich besuchte in der Mittagspause mit einer Kollegin den Weihnachtsmarkt, plante den alljährlichen Glühwein am letzten vorweihnachtlichen Arbeitstag mit einem Kollegen, lauschte bei einem Weihnachtskonzert besonders auf die Bratsche, die meine Freundin Marie spielte, und traf mich noch einmal  mit Freunden, bevor diese zu ihren Familien nach Sydney, Paris oder Saarbrücken aufbrachen, um erst im neuen Jahr zurückzukommen. Und freute mich die ganze Zeit auf mein eigenes, wunderbar unweihnachtliches Weihnachten.

Ich werde wie immer allein zu Hause sein, weil ich mit Weihnachten schon seit Jahren nichts mehr anfangen kann und meine Familie und ich zufrieden sind, in dieser Zeit des Jahres telefonisch beieinander zu sein. Wir sehen uns lieber zu Zeiten, in denen die Züge nicht überfüllt sind und in denen mein Bruder nicht die ganze Zeit müde ist, weil er bis zum Mittag des 24. Dezember in seinem eigenen Laden mit den Weihnachtsgeschenken anderer Leute beschäftigt ist. Dann, wenn es nicht den traditionellen Zwang gibt, sich tagelang der Völlerei hinzugeben, dem wir in unterschiedlichen Maßen nachgeben wollen.

Die Tage vom 24. bis 26. Dezember werde ich mit maßvoll gutem Essen, etwas Musik – das Weihnachtsoratorium muss sein, wenn auch weniger für mich als vielmehr für meinen Vater, dem ich es in den Himmel schicke – und vielen Büchern weitgehend auf dem Sofa verbringen. Und da kommt die Verbindung zu Karneval. Als ich – vor beinahe zwei Jahrzehnten – nach Köln zog, war ich zum ersten Mal in meinem Leben mit Karneval konfrontiert. Für mich als Norddeutsche war das eine ziemlich verstörende Erfahrung, und deshalb setzte ich mich fortan während meiner sechs Kölner Jahre von Weiberfastnacht bis Aschermittwoch mit einem Stapel Bücher aufs Sofa und wartete, bis es vorbei war.

Die Adventstage verbringe ich damit, in freudiger Erwartung meinen SuB zu sichten oder an den Bücherregalen der Bibliothek entlang zu streifen, um ein paar von jenen dicken Schinken herauszusuchen, von denen ich schon lang dachte, dass ich sie mir einmal vornehmen sollte. Der Unterschied zu Karneval liegt darin, dass – sollte ich doch einmal vor die Tür gehen – mir nicht Horden von Betrunkenen über den Weg laufen, sondern die Straßen ziemlich menschenleer sind. Die wenigen Menschen, die meinen Weg dann doch kreuzen, sind freundlich und still – so wie es sich zu Weihnachten gehört. 

Friedliche Grüße

Ihre

Dorrit Bartel

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