Dürftige literarische Diät…

Vorab ein Geständnis: Die Idee für „Autoren und Kochen“ stammt von mir. Es war Ende Juli, drückend heiß, ich hatte gerade Agatha Christies „Sparkling Cyanide“ gelesen und irgendwie verführte mich dieser erfrischend klingende Titel zu dem Vorschlag: Lasst uns doch über Autoren und Kochen schreiben. Außerdem hatte ich glaub‘ Hunger…
Na ja, jetzt sitz ich also drin und kann’s nicht mal auf jemand anders schieben, dabei hat das bekanntlich Tradition . Das Problem ist, wenn ich schreibe – und ich schreibe viel, Prosaisches und Wissenschaftliches – dann lebe ich eigentlich von Nutella- oder Marmeladetoast (ersteres wegen der vielen gesunden Nüsse, zweiteres wegen der vielen gesunden Vitamine).
Dazu trinke ich Milchkaffee – Sie ahnen es, wegen der vielen gesunden Milch. Wahrscheinlich auf Grund der Dürftigkeit meiner literarischen Diät, wird in meinen Geschichten auch so gut wie nie gegessen. Geraucht und getrunken: Ja. Gegessen: Nein.
Einmal wird eine Traube geschält, doch damit ist, kein Staat zu machen – vermutlich böte sich für diesen Artikel deshalb ein Exkurs ins Allgemeine an? Zu Schiller gar, der hatte ja bekanntlich faulende Äpfel in seinem Schreibtisch, was vielleicht der Grund für seinen im Tell zum Ausdruck gebrachten Hass auf Kernobstgewächse sein könnte?
Oder wie wäre es mit Remarque?
Der mochte Kartoffelpuffer mit Apfelmus, am besten von Muttern zubereitet und auch hier findet die Leibspeise Eingang ins literarische Schaffen, in „Im Westen nichts Neues“ gibt es gleich zwei Schlüsselszenen rund um die mütterlichen Reibekuchen und wer die nicht kennt, der soll schnell in den nächsten Buchladen gehen und sich den Beststeller unter den Anti-Kriegsromane kaufen. Es lohnt sich, nicht nur wegen der zum Schluss angeschimmelten Puffer.
Bei Joseph Roth wird gleichfalls viel gegessen – besonders herzhaft Österreichisch und je hungriger und ärmer der Autor, desto feudaler die literarischen Speisen, desto genauer die Schilderung der Marillenknödel und der Gänsebratenkruste.
Oder Hans Fallada, der hat seinen bekanntesten Roman nach dem die Speisen präsentierenden Teller benannt!
Ja, und Proust erst! Dem haben die aufgeweichten Madeleines seiner alten Tante gar zu literarischem Weltruhm verholfen, wobei ich persönlich schon beim Gedanken an in Tee getunktes Buttergebäck Widerwillen verspüre. Proust hin, Proust her: Buttergebäck (und Prinzenrolle) nur in Milchkaffee, denn Sie wissen ja: Milch ist gesund – nicht nur für Autoren.
Ihre Joan Weng

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Ein Gedanke zu „Dürftige literarische Diät…“

  1. Von Overrath/Koch gibt das Kochbuch Tafelrunde – Schriftsteller kochen für ihre Freunde.
    Bei Arche gibt es einen literarischen Küchenkochkalender. Und natürlich gibt es allerlei wie alle Rezepte der Buddenbrocks usw.
    Liebe Joan Weng, Dein Artikel weckt in mir wieder die Lust zu notieren, was kochen, essen, speisen, verschlingen wir. Es gibt ja einige excellente Köchinnen unter uns Jay

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