Ein Kurs in mehreren Folgen für Autorinnen (auch für Autoren geeignet, gerade für die, die meinen, sie wüssten schon alles)

2. Workshop: Zeichensalat (2)

Im ersten Teil dieses Workshops ging es um die Anzeige aller Zeichen, sowie um Leer- und Anführungszeichen. In diesem Teil kommen noch einige andere Zeichen zum Einsatz, die oft nicht ausreichend auseinandergehalten werden. Außerdem beschäftigen wir uns mit Varianten des Leerzeichens.

In der Regel benutzt die bemühte Textaspirantin die Raute-Taste in Tateinheit mit der Hochstelltaste, um ein Apostroph zu erzeugen. Etwa so:

Evi’s Gemüseladen

Das ist in doppelter Hinsicht falsch. Das Thema „Deppen-Apostroph“ soll hier jedoch nicht vertieft werden. Wenden wir uns lieber dem kleinen Zeichen selbst zu. Normalerweise ist diese Taste mit dem Minutenzeichen (gerader Strich) belegt. Manche Textverarbeitungen fangen das ab und ersetzen es durch das Apostroph, das durch einen kleinen, halbrunden, nach links gehenden Haken (die Rundung zeigt nach rechts) dargestellt wird. Wer sich nicht darauf verlassen will, dass das Textprogramm alles richtig macht, der verwendet Tastenkombinationen:

Alt + 0 + 1 + 4 + 6 (Windows – auf der numerischen Tastatur!)
Hochstelltaste + alt + Rautetaste (Mac OS X)

Letzteres hat auch noch einen Vorteil. Manchmal meint das Textprogramm, beim Apostroph handele es sich um ein einfaches Anführungszeichen und setzt es unten hin. Manche behelfen sich damit, dass sie ein zweites setzen, das dann oben erscheint und löschen dann das erste wieder heraus. Geht auch – ist aber umständlicher. Und man muss aufpassen, dass es nicht das nach rechts zeigende (Rundung zeigt nach links) einfache Anführungszeichen ist.

Absolut tabu ist es, Akzentzeichen ´` als Apostroph zu missbrauchen.

Nun beschäftigen wir uns mit dem Strich. Keine Sorge, es wird nicht in einer Petition für oder gegen die Prostitution enden. Gemeint sind die beiden Striche, mit denen wir es in Texten immer wieder zu tun haben: Binde- und Gedankenstrich. Die Amerikaner kennen auch noch den Geviertstrich – die mögen es ja immer ein bisschen länger 😉 – wir wollen uns darum aber einmal nicht kümmern.

Der Bindestrich wird vielfältig eingesetzt: um Wörter miteinander zu verbinden (Einkommenssteuer-Ergänzungsformular), als Ergänzungsstrich (Hand- und Fußschellen), für Zusammensetzungen von Ziffern und Zeichen (4-Zylinder), als Trennstrich am Zeilenende. Wann man den Bindestrich setzen muss und wann man ihn weglassen darf, soll der Duden klären. Hier kläre ich nur, wie er gesetzt wird: über die Taste gleich links von der rechten Hochstelltaste (sowohl auf der PC- als auch auf der Mac-Tastatur ). Das ist bekannt, nicht wahr? Gut – aber wo ist der Gedankenstrich auf der Tastatur zu finden? Man könnte eine Preisfrage daraus machen, aber dann bliebe dieser Artikel unvollständig. Deshalb sei es verraten: Als direkt zu erreichendes Zeichen findet sich der Gedankenstrich nicht. Er muss über Tastenkombinationen erreicht werden:

Alt + 0 + 1 + 5 + 0 (Windows – auf der numerischen Tastatur)
alt + Bindestrich (Mac OS X)

Absolut tabu sind manuell gesetzte Trennstriche am Ende der Zeile. So etwas lässt man die Textverarbeitung erledigen oder schaltet dies sogar aus, so dass immer am Wortende umbrochen wird.

Ein besonders schönes Zeichen ist die Ellipse. Falls sich jetzt vor dem inneren Auge das Bild eines gestauchten Kreises zeigt, bitte gleich wieder wegwischen. Mit Geometrie haben wir es hier nicht zu tun. Die Ellipse in Texten sind die Auslassungszeichen. Jawohl – die drei Pünktchen, die zeigen sollen, dass an dieser Stelle etwas fehlt. Oder das ein Satz nicht weiter geht, aber auch nicht zu Ende ist und somit nicht durch einen Punkt abgeschlossen werden kann. Viele setzen dafür einfach drei Punkte. Kann man machen. Ist aber falsch, denn das Auslassungszeichen ist »ein« Zeichen und nicht »drei«. Erzeugt wird es durch

Alt + 0 + 1 + 3 + 3 (Windows – auf der numerischen Tastatur)
alt + . (Mac OS X)

Texte, in denen die Ellipse inflationär vorkommt sind meistens nicht sonderlich gut zu lesen. Man sollte sich also den Einsatz gut überlegen. In wissenschaftlichen Texten oder Fachbeiträgen hat es sich zudem eingebürgert, bei Auslassungen mehrerer Wörter oder ganzer Abschnitte mitten im Satz die Ellipse noch durch eckige Klammern einzufassen: Das einsetzende Misstrauen in die gehobene Textverarbeitung […] konnte der Referent nicht entkräften.

Zum Schluss noch ein wenig Philosophie, nämlich über das geschriebene »Nichts«. Es gibt eine Fülle von unterschiedlichen Leerzeichen. Man spricht vom Em-Abstand oder Geviert, vom En-Abstand oder Halbgeviert und so weiter. Das ist wichtig zu wissen für das Layout. Damit haben Autorinnen und Autoren selten etwas zu tun. Eher schon Lektorinnen und Korrektoren. Deshalb gehe ich auf diese Art von Leerzeichen nicht näher ein. Eines sollte man aber auch als reine Texterzeugerin können: Das geschützte Leerzeichen (no-breakspace, Dauerleerzeichen). Es verhindert einen automatischen Zeilenumbruch an der Stelle des Leerzeichens. Erzeugt wird es folgendermaßen:

Strg + Hochstelltaste + Leertaste (Windows)
ctrl + Hochstelltaste + Leertaste (Mac OS X)

Absolut tabu ist es übrigens, Leerzeichen vor Satzzeichen zu setzen. Punkt, Komma, Semikolon stehen immer direkt nach einem Buchstaben. Allerdings folgt auf ein Satzzeichen auch immer ein Leerzeichen.

Das war es für diesmal. Wenn Sie sich am Ende jetzt etwas „Leer“ fühlen, dann hat das vielleicht etwas mit den Zeichen zu tun, wohl eher aber damit, dass dieser schöne Workshop für heute schon vorbei ist. Aber keine Sorge: Es folgen noch weitere.
Im nächsten geht es dann zwar auch noch einmal um Zeichen, aber eben auch schon um Absätze. Wir beschäftigen uns dann mit den Formatvorlagen.

Bis dahin grüße ich alle Autorinnen und die möglicherweise doch mitlesenden paar Autoren herzlich,

Ihr Horst-Dieter Radke

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