Besondere Buchhandlungen: Cordula stellt Fragen an Karola Brockmann, Inhaberin der Buchhandlung in Brühl
Die Buchhandlung von Karola Brockmann feiert in den nächsten Tagen ihren zwölften Geburtstag und ist in Brühl eine Institution. Hier treffen sich alle Lesebegeisterten aus der Umgebung, da die Buchhändlerinnen immer auf dem Laufenden sind, was aktuelle Empfehlungen angeht, Frau Brockmann aber auch außerordentlich rührig darin ist, was allgemeine kulturelle Veranstaltungen rund um den Literaturbetrieb betrifft. Meine absolute Lieblingsbuchhandlung aber nicht nur deswegen, sondern auch wegen der immer freundlichen, kundenorientierten Atmosphäre, die im Laden herrscht.
Warum heute noch eine inhabergeführte Buchhandlung?
Eine inhabergeführte Buchhandlung hat immer ein individuell und persönlich ausgesuchtes Angebot. Es gibt keine Vorgaben einer „Zentrale“. Alle Menschen, die bei uns tätig sind, präsentieren ihre Buchentdeckungen. Besucher und Kunden suchen Läden, die sich unterscheiden und regionalen Bezug haben. Wir sind eng mit dem Brühler Kulturnetzwerk verbunden und spiegeln im Laden unseres Erachtens das, was die Menschen hier vor Ort bewegt.
Wie sieht sie Ihrer Meinung nach aus, die Zukunft des Buchhandels?
Ich bin jetzt vier Jahrzehnte im Buchhandel tätig, und dieser hat sich immer und permanent verändert. Die Welt dreht sich heute gefühlt schneller, das hat natürlich auch Auswirkungen auf Leser, Autoren, Verlage und Buchhandlungen. Ich glaube an den Buchmarkt und alle kreativen Köpfe, die den Markt immer wieder mit außergewöhnlichen und besonderen Publikationen bereichern. Jetzt haben wir den Smartphone-Hype, aber auch dieser wird sich in unser Leben integrieren und eine Nische für Bücher und Menschen in Buchhandlungen schaffen. Eine Buchhandlung ist heute neben der Arbeit und dem Zuhause für viele Menschen der dritte Ort. Hier fühlen sie sich persönlich wahrgenommen und nutzen die Veranstaltungsangebote. Für „Leser treffen Leser“ ist die Buchhandlung der ideale Ort.
Hat sich das Leseverhalten der Menschen in den letzten zwanzig Jahren verändert?
Ja, natürlich hat sich das Leseverhalten der Menschen geändert – spätestens seit der Nachkriegszeit. Wir haben heute jederzeit die Möglichkeit, sofort auf alle Informationen zuzugreifen. Leser waren zu keiner Zeit in der Überzahl. Die, die heute lesen, nutzen dies meistens als bereichernden und persönlichen Rückzug. Dies wird bleiben und sich verstärken.
Und jetzt zu den persönlicheren Fragen: Was sind Ihre schönsten Erfahrungen als Buchhändlerin?
Was schön ist an diesem Beruf: Manche Kunden und ihre Familien – oft vier Generationen – kenne ich über Jahrzehnte. Persönliche Verbundenheit und gemeinsam gemeistertes Leben können Vertrautheit schaffen. Aus Kleinkindern werden Leser, sie ziehen weg, etwa zum Studium, und kommen dann mit eigener Familie zurück.
Was macht Ihnen die meiste Freude an Ihrem Beruf?
Jeder Tag ist anders: neue Bücher, immer andere Nachfragen und immer andere Menschen, die zu uns kommen oder mit uns Kontakt aufnehmen. Täglich andere Ereignisse, zu denen es Bücher gibt, die komplexe Sachverhalte darstellen; an der Quelle für Neuerscheinungen, Literatur, Kunst, Politik etc. zu sitzen und interessante Kundenbestellungen mitzubekommen.
Was sind Ihre Geheimtipps für den passionierten Leser, der schon alles kennt?
Da es keine Leser gibt, die alles kennen können, rate ich regelmäßig, uns zu besuchen bzw. inhabergeführte Buchhandlungen, die auf dem Weg liegen. Hier bekommt man Veränderungen im Angebot sehr gut mit, und man kann sich mit den leidenschaftlich lesenden Buchhändlern austauschen bzw. Empfehlungen bekommen. Hier wählt keine Maschine den Bestand aus oder generiert eine automatische Empfehlung.
Danke für das Gespräch, Frau Brockmann!
Ein Gedanke zu „„Eine Buchhandlung ist heute neben der Arbeit und dem Zuhause für viele Menschen der dritte Ort.““
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