„Eine eigene Buchhandlung zu führen, das geht nur mit reichlich Herzblut“

Besondere Buchhandlungen – Amos Ruwwe stellt Fragen an Rainer Moritz und Rosemarie Lux von der Buchhandlung Moritz und Lux in Bad Mergentheim

Meine Lieblingsbuchhandlung? Da brauche ich gar nicht nachzudenken, das ist die Buchhandlung Moritz und Lux in Bad Mergentheim. In der gemütlichen Kaffeeecke, umringt von Büchern, treffe ich die Inhaber Rainer Moritz und Rosemarie Lux. 1983 haben sie in Bad Mergentheim ihre Buchhandlung eröffnet. Das ist eine lange Zeit für eine inhabergeführte Buchhandlung.

Was hat sich gravierend geändert über all die Jahre?

Moritz: Eine eigene Buchhandlung zu führen, das geht nur mit reichlich Herzblut. Wir können im Gegensatz zu den großen Ketten unser Sortiment selber bestimmen.
Lux: Auch die Ladengestaltung ist selbstverständlich in unserer Regie. Unser Sortiment ist nicht von der „Stange“, das merken oft die Fremden, die bei uns Bücher suchen. Sie loben uns für das freundliche Ambiente.

Der Onlineverkauf und die großen Ketten sind eine gewaltige Konkurrenz: Wie sieht denn die Zukunft des Buchhandels aus?

Moritz: Bücher empfehlen und verkaufen ist das Eine, zum anderen bieten wir aber auch für die Kunden ein umfassendes Angebot. LiteraturKino im örtlichen Kinocenter, jeden ersten Dienstag im Monat, viele Lesungen, auch mit den 42erAutoren. Sechsundzwanzig Schulklassen kommen zum Welttag des Buches, Grundschulklassen bekommen einen Lesekoffer, später, nach vier oder fünf Wochen, besuchen sie uns und geben den Koffer mit den Büchern weiter. Vorher erzählen sie den anderen Kindern etwas über die Bücher, die sie gelesen haben.

Als engagierte Buchhändler kenne ich euch, ihr seid in der Buchhandlung immer präsent. Gab es eine schöne Geschichte, vielleicht eine lustige?

Lux: Gerade gestern habe ich etwas Lustiges erlebt. Na ja, lustig, ich weiß nicht.

Moritz: Doch, doch, erzähl mal!

Lux: Gestern kam eine Frau, die suchte Bücher zu dem Thema Plastikmüllvermeidung. Ich habe ihr vier, fünf Bücher rausgesucht, sie hat sich hingesetzt und alle durchgeschaut. Schließlich kam sie zu mir und gab mir ein Buch. Während sie bezahlte, sagte sie: „Ich hätte aber gerne ein eingeschweißtes Buch.“

Was macht denn am meisten Freude in eurem Beruf?

Lux: Der Zeitgeist wird mir durch die Bücher bei der Arbeit jeden Tag bewusst. Außerdem mag ich die Begegnung mit den Kunden.

Moritz: Und die Begegnungen mit den Autoren.

Als Vielleser hätte ich gerne einen Geheimtipp von euch!

Rainer Moritz steht sofort auf, greift sich ein Buch vom Büchertisch: Nora Krug, Heimat, ein deutsches Familienalbum. Rosemarie Lux empfiehlt mir den Tipp: Bastian Kresser, Die andere Seite.

Mit dem Buch von Nora Krug in der Hand sage ich Tschüss, und ich bedanke mich für die Zeit, die sie sich genommen haben. Rosemarie Lux gibt mir noch den aktuellsten Veranstaltungstipp mit auf den Nachhauseweg: „Literatur im Schloss in Bad Mergentheim, Ende Mai, Robert Seethaler liest aus Das Feld, Ende Mai.“

Ihr Amos Ruwwe

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