Noch ein paar gute Vorsätze

Offen gestanden, ich hab’s nicht so mit den guten Vorsätzen. Also bei mir selbst, meine ich. Bei anderen bin ich da stets sehr dafür und leiste auch aktiv („Du solltest wirklich …“), wie passiv („Findest du nicht auch, sie sollte …“) meinen wohlmeinenden, unterstützenden Beitrag. 

Aber zu Silvester ringe ich mir meistens doch den einen oder anderen guten Vorsatz ab – gern beschließe ich, im kommenden Jahr weniger Kleider zu kaufen, was ein schöner Vorsatz ist, denn im Januar hab‘ ich erstens nie Geld und zweitens gibt’s von ein paar Sale-Schnäppchen abgesehen meistens eh keine Kleidungsstücke, deren Erwerb mein Dasein reicher, bunter und glücklicher zu machen verspricht. Und im Februar, wenn allmählich die Frühjahrsmode kommt … naja, da riechen auch die Silvester-Nichtraucher wieder nach Marlboro und die Möchtegern-Veganer haben längst festgestellt, dass so ein Bio – Ei im Kuchen schon irgendwie seine Berechtigung hat.

So habe ich das ganze Vorsatzdings bisher – wie ich finde – immer ganz gut gelöst, aber dieses Jahr packte mich der Rappel:

Ich habe beschlossen, mehr zu lesen.

Also, eigentlich lese ich sowieso sehr viel, vor allem Dinge mit hübschem Einband bzw. gezwungenermaßen dem grauen Einband der Landesbibliothek, aber dieses Jahr werde ich mich durch die 50 bändige SZ-Bibliothek kämpfen*. Die hat mir mein Daddy mal zum Anfang meines Studiums auf ebay ersteigert – mein Daddy ersteigert sehr gern auf ebay, so bin ich auch schon zu einem  Riechfläschchen aus fast täuschend echt aussehendem Jadeimitat, einem wirklich schönen Pyjama in Größe 54** und einem Plastiktrinkhorn gekommen – und genau wie die das Fakekuhhorn hat die SZ- Bibliothek bisher ein eher tristes Dasein gefristet.

Was ich mir davon erhoffe? Eine Verbesserung meines Stils? Meiner Allgemeinbildung?

Ehrliche Antwort?

Ich habe keine Ahnung.

Wirklich nicht – das Blogteam meinte, ich müsse doch einen Grund haben und schlug sogar einige sehr sinnige Gründe vor – von anstehendem Umzug über Angst vor dem ungelesenen Entsorgen. Aber ich habe wirklich keinen Grund,  also zumindest keinen, der über „Ich hatte halt Lust drauf“ rausgeht, doch sollte mir im Laufe des Jahres  einer einfallen, werde ich es Sie wissen lassen, bis dahin mache mich an Band 1.: Milan Kunderas „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“. Und vielleicht schlürfe ich dazu ein Schlückchen Tee – aus meinem Trinkhorn, versteht sich.

Joan Weng

P.s.: Leider muss ich gestehen, dass ich seit dem Verfassen dieses Artikels – Anfang des Monats – mit der ‚Leichtigkeit des Seins‘ nicht weitergekommen bin, aber dafür habe ich meine ersten veganen Muffins gebacken und mir (fast) keine Kleider gekauft … Ich finde, das verdient wenigstens etwas Anerkennung 😉

* Ich weiß, inzwischen sind es 100 Bände, aber ich habe eben nur die ersten 50 – oder
um genau zu sein, die ersten 47, weil das war billiger …

**Ich trage 34, aber mein Daddy hat’s nicht so mit den Damengrößen und schließlich
werden wir alle im Alter etwas breiter.

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