Gute Vorsätze revisited

„In jedem Scheißhaufen steckt auch etwas Gutes, man muss es nur finden“, stand in einem Brief, den ich zu Weihnachten von einem meiner liebsten Freunde erhielt.

Mich beschäftigten diese Worte sehr. Nicht nur weil der Satz weiterging mit: „Immerhin habe ich dich gefunden,“ und mich seitdem die Vorstellung plagt, wie wir beide uns in einem riesenhaften Kuhfladen um den Hals fallen, sondern auch weil sie wunderbar zu meinem letztes Jahr getroffenen Vorsatz passen:

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Ich habe es nicht getan. Die meisten der Bände haben mich so kolossal gelangweilt, dass ich sie nach fünf Seiten weglegen musste. All diese problematischen Kindheiten, Nazivergangenheiten und gestörten Beziehungen. Ich mochte es schon in der Schule nicht, wenn sich Konflikt auf Konflikt türmt und am Ende noch die Katze stirbt. Aber ich habe es zumindest versucht und beim Versuch ein paar neue Lieben entdeckt sowie alte Lieben wiedergefunden. Und damit Sie sich nicht durch mindestens 30 Bände voll künstlerisch wertvollem Ödsinn quälen müssen, möchte ich Ihnen meine drei Favoriten hier kurz vorstellen.

Auf Platz 3 Oscar Wildes „Das Bildnis des Dorian Grey“: Wer die Parabel rund um den sagenhaft schönen Dorian und sein langsam verrottendes Ebenbild nicht kennt, sollte diesen Mangel schnell beheben, schon allein wegen Bonmots wie „Der einzige Unterschied zwischen einer Laune und der ewigen Liebe besteht darin, dass die Laune etwas länger dauert.“

Auf Platz 2 Carson McCullers „Das Herz ist ein einsamer Jäger“: In bestechend klarer Sprache schildert McCuller das Leben des Taubstummen John Singer, der es zwar schafft, den Menschen in seinem Umfeld Stütze zu sein, aber dennoch an Einsamkeit zu Grunde geht.

Und auf Platz 1 – wie könnte es anders sein:

F. Scott Fitzgeralds „Der Große Gatsby“: unerfüllte Liebe, blonde Männer und schnelle Autos, das Ganze im New York der Roaring Twenties, geschrieben von dem Mann, der dem Jazz Age seinen Namen gab und die Muse des Jahrzehnts erst heiratete, dann in den Wahnsinn trieb. Sagen Sie selbst, was braucht ein Buch mehr?

Und ob ich für dieses Jahr neue Vorsätze habe? Ehrlich gesagt, nein. Für 2015 stehen bei meinem Mann und mir so viele berufliche, räumliche und persönliche Veränderungen an, dass ich froh bin, wenn ich Ende 2015 einfach nur sagen kann: „Manches war vielleicht nicht so klug, manches vielleicht sogar ziemlich dumm, aber: „Hey, Wir leben noch!“

Ihre Joan Weng

 

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Ein Gedanke zu „Gute Vorsätze revisited“

  1. Das wollen wir aber schwer hoffen, dass Joan am Jahresende noch lebt. Und am folgenden Jahresende auch. Und an allen darauf folgenden ebenfalls. Einfach immer so weiter. Auch wenn es mich jetzt etwas schockiert, dass ihr der Tod einer Katze so wenig nahe geht … 😉

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