Ich schreibe, ich schreibe nicht, ich schreibe, ich schreibe nicht, ich schreibe…

Manchmal ist es ein wenig wie Gänseblümchenblätterzupfen. Schreibe ich heute? Ich müsste ja. Ich müsste dringend. Da ist das Abgabedatum, da ist der Artikel, den jemand haben will, und auch der Blog wartet auf meinen nächsten Beitrag.

Das Buch soll richtig, richtig gut werden – nein, alles soll richtig, richtig gut werden. Sprühend vor Ideen, mit tollen Wortbildern, ausgefallenen Metaphern, ohne Adjektivitis, aber genial. Doch, genial sollte er sein, mein nächster Text. Oder wenigstens gut. Ziemlich gut. Zufriedenstellend. Also, der Artikel, den man von mir will, der sollte zufriedenstellend sein. Der Blogbeitrag, der muss zumindest gut werden. Mindestens. Oder so.

Aber dann war ja die letzten Tage sooooo schönes Wetter. Zum letzten Mal vermutlich richtig, richtig purer, heißer, schweißtreibender Sommer – geil! Da muss man doch draußen sitzen, oder? Die letzte Bräune noch einmal auffrischen.

Schreiben draußen geht … theoretisch. Ich kann das nicht. Nicht wirklich.

Und dann ist da noch der Garten, der ziemlich wüst aussieht und in den man noch etwas Energie stecken muss, solange es noch geht. Unkraut vergeht nicht – stimmt leider. Kommt man dem in diesem Jahr nicht nach, ist es nächstes umso schlimmer.

Schlimm ist auch mein Rücken. Ich werde bald fünfzig und dieses Jahr habe ich plötzlich ganz schlimm Rücken. Ehrlich! Am Schreibtisch zu sitzen, ist eine Qual. Das tut weh.

Also habe ich mich zu meinem Orthopäden begeben. Aber nicht ich alleine – da waren noch etwa 40 andere und alle hatten, wie ich, einen Termin. Ich habe drei Stunden gewartet und gesessen – schick ist die Praxis und die Designerstühle dort sind echt edel. Kurz habe ich darüber nachgedacht, ob die sich nicht in meinem Esszimmer gut machen würden, die Designerstühle. Würden sie, weil sie einfach toll aussehen, aber darauf sitzen kann man nicht. Jedenfalls nicht lang. Und in meinem Esszimmer sitzt man immer lang. Mein Rücken war nach drei Stunden Wartezeit auf den Stühlen noch schlimmer als zuvor.

Immerhin weiß ich jetzt, dass ich zwar Rücken habe, aber keinen Bandscheibenvorfall. Bandscheiben habe ich nämlich auch. Aber die sehen gut aus. Fein, freut mich.

Geschrieben habe ich in der Wartezeit nicht – das geht nicht, das kann ich nicht – genauso wenig wie auf dem Balkon oder im Garten beim Unkrautrupfen.

Aber jetzt kommt ja der Herbst. Und der Winter. Und der Abgabetermin. Ich muss also schreiben. Ein Buch. Einen Artikel. Einen Blogbeitrag … vielleicht schreibe ich den darüber, warum ich manchmal nicht schreiben kann …

Auch Autoren sind nur Menschen.

In diesem Sinne – schonen Sie Ihren Rücken!

Ulrike Renk

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