Ingrid las in Zeiten von Corona: Jennifer Benkau – One True Queen (Zweiteiler)

Ausprobieren, anlesen, weglegen – mein März mit Corona. Nur mit Mühe konnte ich mich von Nachrichtentickern und sozialen Plattformen lösen und mein träges Hirn dazu bringen, wieder eigenständig zu arbeiten. An Schreiben war überhaupt nicht zu denken, an Arbeiten nur mit einem virtuellen Tritt in den Hintern. Längere Texte lesen? Schwierig. Bis ich ihn fand: den Roman, in dem ich in dieser aufwühlenden Zeit mit Vergnügen versinken konnte. Fantasy, ausgerechnet das Genre, das mich mein Leben lang kaltgelassen hatte, zumindest in Schriftform. Noch kälter: ein Jugendbuch. Aber ich kenne und schätze die Autorin, und spätestens nachdem ich das Cover der wahren Queen übergroß auf dem Stand des Ravensburger Verlags in Frankfurt gesehen hatte, war ich neugierig. Nach der Buchmesse dümpelte der erste Band des Zweiteilers ein paar Monate auf meinem E-Book-Reader, als Teil des elektronischen Stapels ungelesener Bücher. Das Warten hat sich gelohnt. Der Corona-März war der perfekte Lesemoment dafür.

Darum geht’s: Eben stand Mailin noch in ihrer irischen Heimatstadt und sorgte sich um ihre Schwester, die seit sieben Jahren im Wachkoma lag. Plötzlich findet sich die junge Heldin in einer ganz anderen Welt, in der ihr alles und jeder nach dem Leben trachtet – nur nicht der mysteriöse Fremde, der sie aus einer tödlichen Falle rettet, einem fleischfressenden Baum. Der junge Mann, der gefährlich wirkt und ihr nicht verrät, wer er in Wahrheit ist, begleitet Mailin zum Königshof. Sie hofft, dort einen Weltenspringer zu finden, der sie zurück nach Hause bringt. Doch schneller, als ihr lieb ist, findet sie heraus, dass sie aus einem ganz bestimmten Grund in Lyaskye ist: Sie soll Königin werden. Und das ist in dieser Welt ein Todesurteil. Mailin muss sich grausamen Traditionen stellen, verliebt sich in einen Lügner und erkennt, dass in Lyaskye nichts ist, wie es scheint.

„So viele Bücher, und du nimmst ausgerechnet dieses“, hört Mailin an einer Stelle. Denn der Inhalt eines bestimmten Buches in Lyaskye passt sich der Lesenden an. So fantastisch war’s bei mir natürlich nicht. Aber Jennifer Benkau hat mich mit den beiden Bänden von One True Queen für eine Weile aus der Wirklichkeit geholt und so weit weg katapultiert, dass mein Corona-dauerberieseltes, überinformiertes Hirn endlich zur Ruhe kam.

Und nachdem ich Gefallen an märchenhafter Fantasy gefunden hatte, habe ich nachgelegt und eine Empfehlung der Autorin aufgegriffen: Die letzte Dichterin von Katharina Seck ist ebenfalls wunderbar zu lesen. Fantasy. Jugendbuch. Trost gibt’s in diesen unruhigen Zeiten nie genug, oder?

Ihre

Ingrid Haag

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