So ungefähr könnte auch die Geschichte des BT beginnen. BT? Unbekannt? Nun gut, ich hole mal etwas aus.
Vor ungefähr 20 Jahren fanden sich ein paar Menschen mit schriftstellerischen Ambitionen zusammen, weil ihnen klar war: Mit großer Kraft kommt große Verantwortung.
Nein, Moment, das steht auf der Homepage der 42erAutoren anders: Keiner schreibt allein. Und so beschlossen sie, sich zusammenzutun, sich gegenseitig immer die Wahrheit zu sagen, Texte ehrlich und offen zu kritisieren, stets textorientiert zu arbeiten. Und so wurde der BT geboren, der Besprechungstext.
Und um das Ganze auf die Spitze zu treiben, gründete man gleich noch einen Verein. Spätestens jetzt war klar, dass die Sache schiefgehen musste. Der Besprechungstext wurde ein festes Angebot der 42erAutoren. Jeder mehr oder weniger ambitionierte Mensch, der sich zur Schriftstellerei berufen fühlte, konnte sein Werk einer hungrigen Meute von Kritikern zum Fraße vorwerfen. Von nun an wurde bei jedem präsentierten Text verbissen, unsachlich, persönlich und beleidigend um jeden Buchstaben gekämpft. Klar, die Sache war von Anfang an dem Untergang geweiht.
Das Ganze geschah jahrelang über eine Mailing-Liste, bis der Verein beschloss, ein Forum zu installieren. Natürlich wurde auch darüber heftig gestritten, die Gruppe derer, die den BT als Autoren und Rezensenten trug, zerbrach.
Mit der Nummer 369 startete der BT im Forum, und allen Unkenrufen zum Trotz starb er nicht. Nicht alle fanden wieder im Forum zusammen, aber es kamen immer neue Mitstreiter dazu. Und auch hier muss die Betonung auf das Wort Streit gelegt werden. Beim BT fetzten sie sich wie die Kesselflicker, es hagelte beleidigte Abgänge, Schriftstellerträume zerplatzten wie die Seifenblasen dieser blassen Clownsgestalten, die so gern Kindern in Fußgängerzonen auflauern, um ihnen mit ihren Seifenblasen Lauge in die Augen zu spritzen. Es war klar, dass sich der BT nicht mehr lange halten konnte.
Und nun sind wir heute schon beim BT Nummer 1000. Wir sind fast 20 Jahre mit diesem dümpelnden Kahn unterwegs, und immer wieder steht uns das Wasser bis zu den Knien. Dann packen wir jedes Mal unsere Konservendosen und schöpfen die Plörre über Bord.
Denn eigentlich sind wir stolz auf unseren BT. Literaturrezensionen sind immer subjektiv, jeder Autor liebt seine Kinder, Kritik trifft bis ins Mark. Damit geht jeder ein wenig anders um. Eine solche Textbesprechung muss zwangsläufig Konflikte generieren.
Klar, wir fetzen uns wie die Kesselflicker. Aber wer es schafft, einen professionellen Abstand aufzubauen, wird realisieren, was der BT für den Autor ist: ein Experimentierfeld mit einem kritischen Publikum, ohne die üblichen Gefälligkeitslobhudeleien. Hier wird durchaus mit harten Bandagen gekämpft. Aber es wird konstruktive Textarbeit geliefert, die den Autor, den Text weiterbringt. Immer? Natürlich nicht. Hier arbeiten nicht nur Profis, hier engagieren sich vor allem ambitionierte Schreibende.
BT 1000 heißt nicht 1000 Texte. Es gab Wochen, in denen es keine Texte gab. Unsere alte Tante BT ist ein wenig müde geworden, so scheint es. Aber wenn der richtige Text daherkommt, dann ist das alte Feuer wieder da, und die Fetzen fliegen.
Und dann hoffe ich, der ich die Ehre hatte, nun schon über 600 Texte präsentieren zu dürfen, dass sie es noch sehr lange macht, unsere alte Tante.
Herzlichst
Ihr Wolf P. Schneiderheinze
Lieber Wolf,
vergessen hast Du zu erwähnen (oder hast es aus Bescheidenheit nicht getan), dass sich das Mitlesen der BTs schon allein wegen Deiner großartigen Einführungen lohnt – manchmal sind die spannender und witziger als der Text, über den diskutiert wird.
Danke dafür, Meister des BT.
Dorrit