Jagdszenen im Kleingarten

Nagetiere im Garten sind eine Sache für sich. Manche werden von uns geduldet. Aber es ist nicht einfach, mit ihnen umzugehen. Spitzmäuse beispielsweise sind Nützlinge und werden sogar gern gesehen, wenn sie nicht überhandnehmen. Gerät eine in die Lebendfalle, lasse ich sie wieder frei. Vor ein paar Jahren passierte dies ein und derselben Spitzmaus zweimal. Beim zweiten Mal kam sie nach dem Öffnen langsam heraus und lief nicht gleich eilig fort, sondern sah erst zu mir hoch mit einem Blick, als wollte sie sagen: »Musste das denn sein?« Dann trippelte sie davon. Immerhin hatte sie sich gemerkt, dass von mir keine Gefahr drohte.

Einige Jahre zuvor hatten wir es mit einer Wühlmaus zu tun. Den ersten Tipp, den man uns gab, es mit Buttersäure zu versuchen, ging gründlich daneben. Wir trieben sie damit nur von der einen in die andere Ecke des Gartens. Diverse Lebend- und Todfallen, die wir in die Gänge einbrachten, wurden umgangen. Bald brachen wir auf den Wegen ständig ein, was die Wühlmaus zu weiteren Grabarbeiten motivierte. Da platze mir mein pazifistischer Kragen und ich kaufte eine Schussfalle. Zwei Tage passierte nichts und ich überlegte schon, sie aus Sicherheitsgründen wieder auszubauen, doch am dritten Tag ging sie los und ab da war Ruhe im Garten, zumindest von dieser Wühlmaus und eine weitere hat sich zu unserer Erleichterung bis jetzt nicht eingefunden.

Einige Mäuse finden Blumentöpfe im Eingangsbereich und auf der Veranda interessant und nisten sich dort ein. Es hat eine Weile gedauert, bis wir das durchschaut hatten. Natürlich konnten wir das nicht dulden und stellten auch dort Fallen auf, die gerne angenommen wurden.

Am unangenehmsten sind aber Ratten. Da kommen bei uns Lebendfallen gar nicht erst in Frage. Gift möchten wir nicht einsetzen, denn das bedeutet einen qualvollen Tod. Außerdem haben wir Enkelkinder und wir wollen kein Risiko eingehen. Also stellen wir Schlagfallen auf. Das bedeutet einen sofortigen Genick- oder Schädelbruch und die Tiere müssen nicht leiden. Anfangs hatten wir etwas Probleme mit dem Köder, auf Käse waren die Ratten anscheinend gar nicht so scharf. Dann gab uns der Verkäufer in einem Gartencenter den Rat, Schokonussaufstrich aufzutragen. Der Tipp war gut, an diesem Köder kommen die großen Nager nicht vorbei und lassen wohl auch alle Vorsicht fahren.

Bei einer durch den Garten huschenden Maus geraten wir nicht in Panik und greifen auch nicht gleich zu einer Falle. Letztes Jahr hatten wir aber eine Mäuse-Invasion. Die kleinen Nager liefen uns ungeniert über die Füße und ließen sich bei allen Gelegenheiten sehen. Da stellten wir nicht nur eine Lebendfalle (im Kompostbehälter auch Todfallen) auf und erwischten mehr als 60 Mäuse. Die meisten, nämlich diejenigen, die in die Lebendfallen gingen – einmal hatten wir sogar zwei drin – siedelten wir um in ausreichender Entfernung (ca. 3 km hinter unseren Nachbarort und jenseits des Oberlaudaer Baches, also ca. 7-8 km von unserem Garten entfernt). Dieses Jahr hoffen wir auf einen normalen, also schwachen Besatz an Nagetieren in unserem Garten. Spitzmäuse bevorzugt.

Ihr Horst-Dieter Radke