Joan empfiehlt zu Weihnachten: Kurt Tucholsky – Seifenblasen. Eine Geschichte, die ein Film werden sollte

Ich habe dieses Jahr sehr viel gelesen, darunter auch eine ganze Reihe brillanter Neuerscheinungen – erwähnt seien „1919: Das Jahr der Frauen“ von Unda Hörner und Delphine de Vigans verstörendes Buch „Loyalitäten“. Aber mein ganz persönlicher Favorit des Jahres ist deutlich älter, wenn auch vor zwei Jahren erst neuaufgelegt: Kurt Tucholskys „Seifenblasen. Eine Geschichte, die ein Film werden sollte“.

In dem 1931 erstmals erschienen Roman fristet Barbara als Aushilfs-Nummerngirl in einer eher dritt- als zweitklassigen Revue ein tristes Dasein – doch dann kommt ihr die rettende Idee: Sie wird Damenimitator! Und plötzlich ist die Karriere eines gewissen Herrn Paulus nicht mehr aufzuhalten. Eine Frau, die sich als Mann ausgibt, der wiederum Frauen imitiert, die Idee allein bürgt ungeheures, komisches Potenzial. Aber Tucholsky wäre nicht er selbst, wenn er daraus nicht eine aufgedrehte, herrlich übermütige Liebes- und Verwechslungskomödie geschaffen hätte. Gekrönt wird dieses kleine Meisterwerk mit dem entzückendsten Happy End seit „Manche mögen’s heiß“, bei dem der froschgesichtige Joe Brown alias Osgood Fielding III. Jack Lemmons verzweifelten Ausruf „Aber ich bin ein Mann!“ kalt lächelnd fortgrinst mit: „Nobody is perfect!“. Das mag stimmen, doch Tucholskys Roman ist nur sehr knapp an der Perfektion vorbeigeschrammt.

Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen
Ihre
Joan Weng

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