Als ich Abitur machte, war die auf Candace Bushnells Roman Sex and the City basierende gleichnamige Serie ein echtes Must – wie man damals sagte. Meine Freundinnen und ich sahen voll Begeisterung jede Folge und diskutierten inbrünstig, ob nun der kapitalstarke Mr. Big oder doch der sanfte Aiden der Richtige für Journalistin Carrie Bradshaw wäre. Unsere Mütter schüttelten die Köpfe und heute tue ich es eingedenk meiner damaligen Begeisterung auch. Was für ein Mumpitz – und doch liebe ich die Serie. Manchmal koche ich mir noch heute Grießbrei und schaue mir ein, zwei Folgen an, erfüllt von Nostalgie und mit jenem nachsichtigen Lächeln, das einen eben manchmal angesichts früherer Torheiten überkommt. Habe ich wirklich einmal geglaubt, so würden Menschen über dreißig leben? Sich anziehen? Sich am Ende gar paaren?
Vermutlich ja, aber ich hielt in meinem Sex-and-the-City-Wahn auch ein violettes Tüllkleid für eine sinnvolle Anschaffung, so sinnvoll, dass ich es auf Raten kaufte und nun nicht wegwerfen kann, weil es so teuer war. Seit bald fünfzehn Jahren blockiert es mir nun schon den Schrank. Doch trotz aller Einsichten kaufte ich mir dieses Jahr vor Weihnachten Candace Bushnells „Is there still Sex and the City“ – wieder geht es um Dating, diesmal jedoch jenseits der fünfzig. Und nun ja, was soll ich sagen, mit 16 glaubte ich vielleicht, dass sich 36-jährige Autorinnen Abend für Abend in edlen Bars mit ihren Freundinnen träfen, ihre Desingerfummel ausführten und sich über Männer ausließen; mit 36 glaube ich nicht mehr daran, dass 56-jährige Autorinnen genau das Gleiche tun. Der Roman, der eigentlich nur eine lose Aneinanderreihung von unlustigen bis dämlichen Anekdoten ist, ermüdet mit unglaubwürdigen, unsymphatischen Figuren, nervigen Abkürzungen, und spätestens nach zehn Seiten, da kommt man schlicht nicht umhin sich zu fragen: „Warum habe ich das Geld nicht besser angezündet?“ Dann wäre wenigstens Wärme daraus entstanden. Wirklich ein Komplettverlust, den ich aber anders als das Tüllkleid guten Gewissens schon wieder losgeworden bin – ein Segen, dass es Bücherabgabestellen gibt!
Ihre
Joan Weng