Als Autorin von klassisch angehauchten Cosy Crimes kann ich Ihnen eines sagen: Es ist verdammt schwer, in dieser Gattung ein originelles Mordmotiv zu finden. Außer Rache, Eifersucht und Habgier gibt es da eigentlich nicht viel zu wollen, umso großartiger finde ich es, dass Sophie Hannah es in ihrem zweiten autorisierten Poirot-Krimi tatsächlich schafft, eine gänzlich neue Motivation für den von langer Hand geplanten Mord zu präsentieren.
Lassen Sie sich nicht von den durchschnittlichen bis miserablen Amazon-Rezensionen abschrecken, natürlich ist Hannah nicht Christie, aber wenn man die Erwartungen der Rezensenten ansieht, beschleicht zumindest mich das Gefühl, dass nicht einmal die „Queen of Crime“ selbst ihnen gerecht werden könnte. Wer keinHardcore-Fan ist, wird aufs Wunderbarste unterhalten, denn der Fall bietet alles, was Cozy Crime braucht: ein Herrenhaus voll verschrobener Charaktere, die sich untereinander hassen, einen spektakulären und gleichzeitig scheinbar unerklärlichen Mord, ein überraschend geändertes Testament und einen sympathischen, mittelschwer überforderten Ermittler, dem Poirot dank seiner berühmten grauen Zellen schließlich die Lösung präsentiert.
Jeder hat ein Motiv, keiner kann es getan haben, gemütliche Spannung von der ersten bis zur letzten Seite und eine wirklich überraschende, größtenteils logische Aufklärung – was will man an einem verregneten Sonntagnachmittag mehr? Holen Sie sich – wenn vorhanden – Ihre Katze und ein paar Butterkekse, machen Sie sich eine warme Milch und dann gönnen Sie sich mal zwei gemütliche Stunden auf dem Sofa. Ich bin sicher, Sie haben es verdient!
Ihre Joan Weng