Joan liest gerade vor: Barbro Lindgren-Enskog – Max und …

Es gibt Kinderbücher aus den 80er-Jahren, die erträgt man heute nicht mehr oder nur schwer – die kompletten Kleinen Herren und Damen sind mir ein ausgemachter Gräuel! Oder auch Mein Esel Benjamin; das ist zwar noch immer sehr süß und wird von meinem Buben heiß geliebt, doch mir persönlich zieht sich der Magen zusammen angesichts des mit Zuckerbrei zum Kuscheltier gemachten Grautiers. Anders ist es bei Barbro Lindgren-Enskog Max-Serie – die kleinen, im handlichen A5-Format erschienenen Bücher richten sich an Kinder ab circa achtzehn Monaten, sind mit ihren köstlichen, leicht karikierenden Zeichnungen aber auch für Eltern und ältere Geschwister ein Vergnügen.

Die Geschichten erzählen in einfachen Worten von Alltagsproblemen der Kleinsten, sei es der Streit mit der Nachbarin um ein kleines Auto in Max und das Auto oder der Sturz vom unerlaubt erklommenen Tisch in Max und die Lampe. Dabei geht es nicht immer nur pädagogisch zu, und so ist Max beispielsweise am Ende von Max und der Schnuller sehr zufrieden, dem garstigen Schwan mit gezieltem Hieb den köstlichen Schnuller entrissen zu haben.

Meiner Meinung nach ist das eher von Vorteil, gibt es einem doch Gelegenheit zu diskutieren, was sich gerade bei älteren Geschwisterkindern anbietet. Teilweise muss auch ordentlich mitgedacht werden, denn in Max und der Puppenwagen zum Beispiel wird nur implizit erklärt, wo denn der Keks am Ende abgeblieben ist. Die Max-Bücher sind inzwischen 40 Jahre alt, und der moderne Vorleser würde sich  an mancher Stelle vielleicht  einen zur Rettung eilenden Vater statt der ewig Kittelkleid tragenden Mama wünschen, aber das sind Details. Und vielleicht entspricht es auch noch heute mehr der Realität, als wir uns wünschen? Zumindest meinte mein Großer, als ich diesen Umstand bemängelte, der Max hätte schon recht, nach der Mama zu rufen, „weil der Papa, der Papa findet doch wieder die Pflaster nicht, dann hätte die Mama am Ende ja doch kommen müssen.“

In diesem Sinne – viel Freude beim Vorlesen wünscht

Ihre

Joan Weng

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