Joan liest: Hanna, Lou und andere – 7 Detektive

Es war ein ehrgeiziges Vorhaben von Herik Hanna: sieben Bände, die sich jeweils einer der typischen Detektivgestalten des goldenen Krimizeitalters widmen sollten. Und nachdem ich nun alle Bände gelesen habe, muss ich sagen: Hanna hat diesen Plan in Zusammenarbeit mit sieben Zeichnern nicht nur sehr ansprechend umgesetzt, sondern er hat meine von Band zu Band wachsenden Erwartungen bei Weitem übertroffen!

Die ersten vier Bände sind wirklich gut und bieten alles, was man sich als Comicleser mit Blick auf klassische Kriminalgeschichten wünschen kann: eine an Miss Marple erinnernde ältere Dame im beschaulichen Dörfchen Sweet Cove, die sich mit einem gestiefelten Monster herumschlagen muss; einen anzugtragenden Privatermittler, der es irgendwo zwischen schönen Frauen und Nazischergen noch schafft, einen Sturz aus dem 18. Stockwerk zu überleben; einen eitlen kleinen Schweizer, der viel Aufhebens um seinen Schnurrbart macht und sich angesichts eines schottischen Spukschlosses fast gezwungen sieht, an Gespenster zu glauben; und nicht zuletzt einen Pariser Commissaire, der in feinster Maigret-Manier mit einem Mietshaus voll von taubblinden Zeugen kämpft.

Alle vier Bände sind stimmig übersetzt, gut gezeichnet, die Fälle spannend und im Rahmen der Genregrenzen überraschend – doch wirklich, wirklich etwas Besonderes wird die Serie ab dem 5. Band.

Ich muss zugeben, dass mir der Band und sein Detektivtypus versoffener Ex-Polizist zunächst wenig zusagte, denn man versteht „Eine Katze im Sack“ erst vollständig, wenn man auch Band 6, „Eaton in Love“, und Band 7, „Der Detektiv und der Tod“, gelesen hat. Erst dann fügt sich jedes Detail zu einem postmodernen Tableau zusammen, inklusive einer Neuinterpretation der Figur des Doktor Watson. Die finale Auflösung ist durchaus kompliziert, aber stimmig bis ins Detail.  

Als einzigen Kritikpunkt muss ich anmerken, dass ich durch die sieben verschiedenen Zeichner bei den wiederkehrenden Figuren teilweise einige Moment der Unsicherheit hatte. Ist das wirklich der, für den ich den halte?

Davon abgesehen bieten die sieben Bände ein großartiges Lesevergnügen. Sie eignen sich auch für sonst eher nicht comicaffine Krimifans.  

Ihre Joan Weng

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