Kochen literarisch … oder warum man mit seinen Protagonisten alles kochen kann.

 

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Ich koche gerne. Für mich alleine allerdings eher spartanisch bis gar nicht. Am Wochenende, wenn es mindestens einen Mitesser gibt – meine Frau -, oder eine größere Mannschaft anwesend ist – Kinder, Freunde -, dafür um so lieber. Da meine Lebensgefährtin aber ebenso veranlagt ist, komme ich nicht immer zum Zuge. Leider herrscht bei uns auch keine durchgängige Demokratie. Dialoge geraten deshalb manchmal ausgesprochen kurz:

Ich: Was hältst du davon, wenn ich morgen mal wieder indisch koche?

Sie: Ich habe schon eingekauft.

Das war’s dann. Aber manchmal klappt es ja und manchmal habe ich einfach schneller eingekauft. Um erst gar keinen Frust aufkommen zu lassen, verlege ich das Kochen hin und wieder in die Literatur. Will sagen: Baue Kochszenen in meine Erzählungen und Romane ein. So geschehen in »Eine Insel für immer – ein Hiddenseeroman«. Auch geschehen in »Ein Meer zum Verlieben. Ein Rügenroman«. Außerdem noch in ein paar Texten, die noch »in der Schublade liegen«. Die veröffentlichten Rezepte sind ja für jeden verfügbar. Deshalb an dieser Stelle ein kleines Beispiel, das noch nirgends publiziert wurde,

»Was gibt’s heute?« sie schaute neugierig in die Küche hinein.

Er ließ sich nicht stören, rieb weiter die frisch geschälten Kartoffeln in feine Streifen, und antwortete ohne sich umzudrehen: »Reibekuchen«.

»Lecker! Kartoffelpfannkuchen?« Sie kam jetzt in die Küche hinein.

»Oder Erdäpfelpuffer, Reiberdatschi, Dötscher oder Kartoffelpuffer. Da gibt es viele Namen. Die Schweizer machen sie riesengroß und nennen sie Rösti. Bei den Juden heißen sie Latkes und werden frittiert.«

»Soll ich dir helfen?« Sie sah sich suchend um. »Ich könnte Dir schon mal die Eier aufschlagen.«

»Bei mir kommen keine Eier hinein.«

»Funktioniert das denn? Bei uns zu Hause hat Mamma immer Eier hineingemacht. Und Mehl. Damit es besser bindet.«

»Brauch ich alles nicht.« sagte er und legte die Reibe weg. Er goss Sonnenblumenöl in die zwei Pfannen, die schon auf dem Herd standen und drehte die Regler hoch. Er nahm das Brettchen mit den gehackten Zwiebeln und schob diese auf die Kartoffelstreifen. Dann griff er ein weiteres Brettchen mit feinen Paprikastreifen und schob diese ebenfalls darüber.

»Paprika in Kartoffelpuffer?«

»Lass dich überraschen. Variationen des Altbekannten sind ja ohnehin immer am schönsten.«

Er mischte alles mit einer Gabel, gab Pfeffer und Salz hinzu, und hob dann mit einem Löffel die ersten Häufchen in das heiße Fett, drückte sie platt, freute sich über das Bruzzeln und regelte die Hitze ein wenig herunter.

»Wenn du helfen willst, könntest du schon mal den Tisch decken. Der Apfelmus steht im Kühlschrank.«

*

»Das war lecker!« Sie legte das Besteck hin und lächelte ihn an. »Gibt’s noch Nachtisch?«

»Nachtisch? Den haben wir dazu gegessen. Das Apfelmus.«

»Ooooooch. Aber ich wüsste da noch etwas«. Sie sah ihn schelmisch an.

»Und die Küche? Ich muss noch aufräumen, alles in die Spülmaschine …«

»Machen wir nachher«, sagte sie, sprang auf, fasste ihn an der Hand und zog ihn hinter sich her.

 Ihr Horst-Dieter Radke

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