Kristin liest: Vicki Grant – 36 Fragen an dich (Liebesroman)

Der Inhalt ist rasch erzählt. Ein Mädchen und ein Junge an der Schwelle zum Erwachsenwerden treffen im Rahmen einer psychologischen Studie zur Zufälligkeit und Beeinflussbarkeit von Paarbildung aufeinander und müssen einander sechsunddreißig persönliche Fragen beantworten. Zunächst widerstrebend fassen die beiden jungen Menschen Vertrauen zueinander und offenbaren einander ihre Verletzlichkeiten. Habe ich etwas vergessen? Ach so, na klar: Es knistert. Und zwar von Anfang an, und zwar gewaltig. Wie das alles ausgeht? Nur so viel sei angedeutet: Ein Mädchen, das einen Jungen bei der ersten Begegnung mit dem (lebenden) Fisch bewirft, den es „zufällig“ in einer Plastiktüte bei sich trägt, und dann eine Seite später und zwei Oktaven höher nicht glauben kann, omg!, dass sie das mit dem Fisch gerade getan hat!! – das kriegt ihn am Schluss. Immer. Also, den Jungen, nicht den Fisch.

Das ist hübsch gemacht, der verbale Schlagabtausch zwischen den beiden witzig und intelligent. Und ich habe, wenn ich auch nicht zur primären Zielgruppe gehöre, beim Lesen meinen Spaß. Meine Gefühle schwanken zwischen mütterlicher Rührung und wehmütigem Neid. Ein paar Mal muss ich innehalten und mich orientieren: In welchem Jahrzehnt befinde ich mich doch gleich? Ah, sie kabbeln sich über weite Strecken via Facebook; da wird es sich bei der niedlich verpeilten Person, die da so lecker und locker durch die Kulisse stolpert, als würde sie jeden Abend in Miracel Whip gebadet, nicht um Meg Ryan handeln. Schon gar nicht um Doris Day. Sondern um Hildy, in dem Fall. Und der Bad Boy an ihrer Seite, der sein trauriges Geheimnis und sein großes, goldenes Herz mit flapsigen Sprüchen zu verbergen sucht, heißt nicht Rock oder Greg, sondern Paul. Was aber genauso latte ist, denn ich habe auf jeden Fall was zum Freuen: dass die Megs und Gregs und Rocks, da können sie scrollen und *lol–len, wie sie wollen, nie aussterben werden. Und dass auch die nachwachsende Generation nicht um das Vergnügen geprellt wird, das meine Großmutter, meine Mutter und ich schon beim Lesen und Filmeschauen hatten.

Und jetzt tun sie es gleich. Sie werden es doch nicht tun? Omg, sie tun es!! Sie küssen sich. Sie k, ü, s, s, e, n sich, und da sind Schneeflocken, und der Taxifahrer wartet, und der Vorhang schließt sich, und bitte, lieber Gott, lass auch Doris Day für immer Jungfrau bleiben, denn sonst zerbricht etwas in mir, und

O.

M.

G.: ich kann nicht glauben, dass ich das gerade getan habe. Den Schluss verraten.

Ihre Kristin Lange

PS: Wir machen mit bei der „Lese-Challenge 2018: Reise durch die Genres“ von Gerngelesen.

 

 

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