Lesung: Ulrike Sosnitza und die Glücksschneiderin in Boxberg

copyright H.-D. Radke

Es ist 13:30 Uhr. Das Thermometer klettert deutlich auf 30 Grad im Schatten zu. Mutig verlassen wir das Haus, um nach Boxberg zu fahren, denn dort will die Würzburger Autorin Ulrike Sosnitza aus ihrem neuen Buch „Die Glücksschneiderin“ lesen. So ein Thema hätte mich auch zu kühleren Zeiten nicht hervorgelockt, aber erstens interessiert das meine Frau und zweitens kennen wir die Autorin. Ich habe sie einmal für diesen Blog interviewt.

Dass überhaupt außer uns und der Autorin bei diesem Wetter noch jemand in die Mediothek kommt, glauben wir nicht, sind dann aber überrascht, dass doch der kleine Saal fast voll ist. Das Freibad ist sicher noch voller, aber da bekommt man auch nichts vorgelesen. Äußerer Anlass dieser Lesung ist die Eröffnung eines Näh- und Kreativtreffs. Neben dem Lesungssaal ist dafür noch ein zweiter geöffnet, wo sich Frauen vor diversen Tischen stauen, und Stoffe und daraus gestaltete Erzeugnisse bewundern.

Ulrike Sosnitza erzählt zunächst, wie sie dazu gekommen ist, diesen Roman zu schreiben. Die Erfahrungen in und mit dem Nähcafe in Würzburg habe sie auf die Idee gebracht. Da sie gerne Romane schreibt, die in Würzburg spielen – bislang gibt es nur eine Ausnahme – lag es nahe, zu diesem Thema einen Roman zu planen und zu realisieren. Wir bekommen nun in der folgenden Stunde aus dem ersten Drittel des Romans einige Stellen vorgelesen, die die Protagonisten vorstellen. So ungefähr wissen wir dann, worum es geht: Ein ehemaliger Lebensgefährt taucht auf und fordert von der Protagonistin ein zuvor auf dem Flohmarkt erstandenes altes Kleid zurück. Wenn ich es richtig verstanden habe, stammt es wohl von seiner Oma. Die neue Kleiderbesitzerin ist auf ihren Ex aber nicht gut zu sprechen, weil er vor einigen Jahren einfach die Fliege gemacht – oder auf Hochdeutsch: sie verlassen hat. Die Auflösung des Konflikts erfahren wir nicht, obwohl manche aus dem Publikum daran brennend interessiert waren.

Ulrike Sosnitza bezeichnet ihre Romane nicht als Liebes-, sondern als Wohlfühlromane. Sie erklärt auch, was sie darunter versteht: Geschichten, die keine heile Welt darstellen, sondern eine Welt, die heilbar ist.

Auch wenn es nicht die Literatur ist, die ich bevorzuge, es war eine kurzweilige Lesung und alles andere als langweilig. Im klimatisierten Lesungssaal störte die Hitze draußen nicht, sobald die Lesung vorbei war und man sich in Grüppchen zum Gespräch fand, waren die raren schattigen Plätze draußen schnell besetzt.

Bis zum nächsten Lesungsbericht, Ihr

Horst-Dieter Radke

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