Meine Lieblingsplatte: Procol Harum 1

Nein, nicht „A Whiter Shade of Pale“. Das Lied kannte ich natürlich, es lief in den späten 60ern und noch Anfang der 70er die Charts rauf und runter. An dieses Lied habe ich sowieso eine interessante Erinnerung.

Ein Freund und Bandkollege – der Organist unserer Truppe – versah gelegentlich das Orgelamt in der katholischen Kirche, bevorzugt im Hochamt, also um 10 Uhr, weil da die Organistin lieber zum späten Frühstück wollte. Ich saß dann nicht selten mit auf der Orgelempore, und wir machten still unseren Blödsinn, während unten die Messe lief. Einmal hatte Peter die Faxen dicke und spielte zum Auszug nicht Bach, sondern »A Whiter Shade of Pale«, und zwar mit voll aufgezogenen Registern. Der Staub kam aus manchen Orgelpfeifen, die sonst nur selten genutzt wurden. Wir waren danach richtig gut drauf. Anderntags wurde Peter zum Pastor gerufen und bekam eine Standpauke und die Androhung, nie wieder die Kirchenorgel benutzen zu dürfen, wenn er das noch einmal machen würde. Was er denn getan habe, wollte Peter wissen. Na, wenn er dieses schmutzige Lied »Je t’aime« noch einmal während der Messe spielen würde. Es half kein Argumentieren, ein nicht sehr bewanderter – vermutlich älterer – Herr hatte das Lied zum Auszug als eben jenes Schmutzstück identifiziert. Ich verstehe bis heute nicht, wie er die verwechseln konnte – nur der Orgel wegen, die in beiden Songs dominiert?

Procol Harum lernte ich erst richtig kennen, als mir ein Freund deren erste Platte aus dem Jahr 1967 mit dem schwarz-weißen Cover mit nach Hause gab (da hatten wir schon 1971). Gleich mit dem ersten Song „Conquistador“ hatten sie mich. Schon auf diesem ersten Album stimmt alles: die soullastige Stimme von Gary Brooker, die Kombination von Klavier und Hammondorgel, die echt fetten Gitarrensoli, z. B. bei Repent Walpurgis. Die abgefahrenen Texte von Keith Reid (in „Something following me“ kommt auch die 42 vor) mit schrägen Bildern („Mabel“: Don’t eat green meat it ain’t good for you …) erschlossen sich mir erst nach und nach, anfangs reichte die Musik schon aus.

Robin Trower stieg irgendwann aus und machte sein eigenes Ding, unter anderem auch zusammen mit Jack Bruce. Mit Matthew Fisher, dem Organisten, gab es eine lange gerichtliche Auseinandersetzung um seinen Anteil an jenem Hit, die inzwischen zu seinen Gunsten entschieden ist. Zwischendrin machte Gary Brooker ein paar Soloplatten. Aber die Band tourt immer noch als Procol Harum, auch wenn der Mann am Klavier der letzte verbliebene der Gründungstruppe ist. Und sie klingen immer noch wie damals, gut zu hören auf dem letzten, 2017 erschienenen Album »Novum«.

Ich habe alle CDs und auch noch zwei Platten im Schrank, hole sie mir immer wieder mal vor und höre sie gern nach all den Jahren. Vielleicht gelingt es mir, sie einmal live zu sehen. Eine Tour, die auch durch Deutschland führt, ist für nächstes Jahr angesagt. Wenn das Covid-Virchen keinen Strich durch die Rechnung zieht, klappt es vielleicht.

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