Platz 1 des Weihnachtsschreibwettbewerbs

Wir bedanken uns von ganzem Herzen für die rege Teilnahme an unserem Schreibwettbewerb.

Bei uns im Blog zu erscheinen und als ersten Platz einmal einen von Diana Hillebrands Workshops besuchen zu dürfen, war offensichtlich ein so reizvolles Angebot, dass ein Teilnehmer auch vor der  Nacherzählung einer der bekanntesten Weihnachtsgeschichten nicht zurückschreckte, und disqualifiziert werden musste.  Dennoch blieben so viele schöne Texte, dass uns die Wahl sehr schwer fiel – so schwer, dass wir nicht nur einen ersten, sondern auch einen zweiten und dritten Platz vergeben haben. Diese zwei Texte werden morgen und am Freitag hier im Blog zu lesen sein.

Nun wünschen wir unseren Lesern „Fröhliche Weihnachten“ und viel Spaß mit

Ein Weihnachtsbaum für Tiere

von Jörg Lingrön

„Du könntest wenigstens in der Weihnachtszeit ein bisschen was mit dem Jungen unternehmen“ meinte Conny zu Ralf, der sich gerade im Fernsehen die Sendung über Bären in den Rocky Mountains ansah. Ralf atmete tief durch und drückte an der Fernbedienung auf „Record“, um sich später den Rest ansehen zu können. Conny sollte man nicht widersprechen. Das hatte er in den 8 Jahren Ehe gelernt. Sie hatte ja außerdem Recht. Er unternahm wirklich nicht besonders viel mit ihrem sieben jährigen Sohn Marvin. In der Küche backte Conny gerade einen Apfel-Zimt-Kuchen, während Marvin im Kinderzimmer an der Playstation hing. Ralf hatte eine Idee.

Er ging in das Kinderzimmer und sagte „In einer halben Stunde stehst du angezogen im Flur.“

Marvin guckte kurz fragend hoch. „Wieso das denn?“

„Wir gehen in den Wald“ antwortete Ralf und machte die Tür zu. Dann zog er sich an und verließ die Wohnung. „Wo willst du hin?“ rief Conny ihm noch nach, aber das hörte er nicht mehr. Dafür kam jetzt Marvin aus dem Kinderzimmer gerannt und strahlte „Wir gehen in den Wald!“

„Na dann zieh dich warm an, draußen liegt Schnee.“

Zwanzig Minuten später kam Ralf zurück. Er hatte eine große volle Einkaufstasche dabei. Marvin schaute erwartungsvoll, Conny schaute fragend.

„Wir schmücken einen Weihnachtsbaum für die Tiere im Wald“ lüftete Ralf das Geheimnis. „Hurra!“, Marvin war ganz aus dem Häuschen.

„Aber zum Kaffee und Kuchen seid ihr zurück“ sagte Conny als sie gingen.

Ralf und Marvin fuhren mit dem Auto an den Stadtrand, dann gingen sie zu Fuß noch ein Stück in den Wald hinein. An einer Lichtung stand eine alte Krüppelkiefer und Ralf und Marvin begannen Äpfel und Mohrrüben an den Baum zu hängen. „Was für Tiere werden denn hierher kommen?“ fragte Marvin seinen Vater. „Na ich denke Hasen und Rehe, Wildschweine und vielleicht sogar ein Hirsch.“

„Cool“ Marvin strahlte. Zum Schluss kippten sie noch zwei Tüten Haselnüsse an den Stamm und gingen zum Auto zurück. Dort machten sie noch eine Schneeballschlacht.

„Es war soo ein toller Tag.“ erzählte Marvin zuhause seiner Mutter. „Die Tiere werden sich bestimmt ganz doll freuen.“ Conny lächelte.

Als Marvin schon im Bett war, zog sich Ralf noch einmal an. „Wünsch mir viel Glück.“ sagte er zu Conny, gab ihr einen Kuss. Dann holte er das Jagdgewehr aus dem Keller. Vielleicht würde es ja dieses Jahr an Weihnachten Hirschrücken geben.

 

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