Rückblick – 2017 bei den 42ern

Im falschen Moment etwas Falsches sagen – das kann ich. Ob bei der Bundeswehr, wo ich am ersten Tag als Sanitätssoldat in meiner neuen Dienststelle die Krankenakten durchforstete, auf den Namen Hungerberg stieß und mich unter Nennung von Synonymen wie Schmachthügel oder Kohldampfmountain schier vor Lachen ausschütten wollte, bis mir jemand von hinten auf die Schulter tippte und sich mit den Worten vorstellte: „Ich bin Stabsarzt Dr. Hungerberg und ab heute Ihr Vorgesetzter“. Oder Jahre später, als ich Freunden, die mir erzählten, dass sie ums Verrecken keinen Bassisten für ihre Band finden könnten, anbot, ihnen zumindest einen alten Bass zur Verfügung zu stellen, den ich mal geschenkt bekommen, auf dem ich aber in Ermangelung rudimentärster motorischer Fähigkeiten nie zu spielen gelernt hatte. Ich brachte ihnen den Bass in den Proberaum – und war für die folgenden 4 Jahre als Bassist tätig. Ein merkwürdiger Beginn für einen Jahresrückblick? Ja. Aber er ist nötig, weil meine Aufgabe, einen solchen zu verfassen, ebenfalls darauf beruht, im falschen Moment zugestimmt – besser gesagt: nicht abgelehnt – zu haben. Jetzt hab ich den Job am Hals und keine Ahnung, wie ich ihn angehen soll.

Was erwartet man von einem Jahresrückblick? Zahlen, Fakten, Namen. Aus meiner Sicht also schon mal drei zu vernachlässigende Punkte, weil das, was erwartet wird, schließlich jeder liefern kann. Gut, völlig drum herumkommen werde ich nicht, aber ich versuche, es in Grenzen zu halten und widme mich stattdessen einigen Schlagzeilen des vergangenen Jahres in spe, die uns von den Medien serviert wurden und mit denen wir alle uns beschäftigt haben:

Sondierungsgespräche: Nachdem Teile des Vorstands des 42erAutoren e. V. zurückgetreten waren und dadurch eine Sonder-MV zur Wahrung der Handlungsfähigkeit und des Fortbestehens des Vereins forciert hatten, fanden hinter den Kulissen unter Ausschluss der Öffentlichkeit und unter Umgehung dubioser Pressefotos mit dubiosen Gestalten auf einem dubiosen Balkon Sondierungsgespräche statt, die in Ermangelung eines renitenten, egozentrischen Unterhemdmodels zu einem Ergebnis bei der GroVo-Suche führten: J. Monika Walter, aka Jay, kam, kandidierte und siegte.

Academy Awards: Same procedure as every year: „And the Oscar goes to …“ – na ja, leider nicht an die 42erAutoren. Wieder nicht. Noch nicht. Schließlich beschäftigen wir uns mit dem Schreiben, und obwohl der Literatur-Nobelpreis auch schon mal etwas branchenfremd an einen Musiker verliehen wird, ist in absehbarer Zeit nicht damit zu rechnen, dass der Oscar als reiner Filmpreis mal in den Händen eines Literaten landen wird. Obwohl – Tom Liehr, Vereinsgründer, langjähriger Vorsitzender und stetiger Aktivposten der 42erAutoren, ist der erste (und bis dato einzige) 42er, von dem ein Roman verfilmt und im TV gezeigt wurde (Leichtmatrosen, Erstausstrahlung im Mai 2017). Und wenn wir ganz ehrlich sind, ist es von da nur noch ein winziger Schritt … Wir behalten das Geschehen im Auge.

Preisstabilität: Auch bei diesem Thema wollen wir 42erAutoren dem bundesweiten Trend folgen. Neben dem mittlerweile etablierten Putlitzer Preis (btw: Putlitzer Preis ist seit diesem Jahr als Wortmarke beim Marken- und Patentamt eingetragen) schrieben wir auch 2017 das Residenzstipendium und erstmals einen Romanpreis aus. Die Entscheidungen über die Preisträger des Letztgenannten laufen auf Hochtouren. Ferner ist es uns gelungen, den zu zahlenden Preis für unsere Teilnahme an der Leipziger Buchmesse in diesem Jahr drastisch senken – indem wir nicht teilnahmen.

Modetrends: Als junger, dynamischer Verein können wir uns selbstverständlich den aktuellen Modetrends nicht gänzlich verschließen. Zwar werden Vereinsmitglieder weder jetzt noch künftig dazu genötigt werden, defekte Jeans oder hässliche, abgeschnittene Socken zu tragen, ihre Körper großflächig zu tapezieren oder sich Metallkonstruktionen in die Gesichter tackern zu lassen (wer will, wird aber selbstverständlich nicht daran gehindert), dafür haben wir alternativ unserer Homepage ein neues, frisches Design und unserem Verein ein neues Logo verpasst. Weniger auf tragbare Mode bezogen, liegen auch Blogs völlig im Trend. Die 42erAutoren sind auch hier sehr aktiv, der 42erBlog gehört mittlerweile ebenfalls zu den etablierten Institutionen und erfreut sich nach wie vor ständig wachsenden Zuspruchs.

Anschläge: Auch in diesem Jahr gab es unzählige Anschläge, die unterm Strich zu gefüllten Seiten, nicht aber zu verlagstauglichen Romanen führten. Um hier zu wünschenswerten Änderungen beizutragen, haben die 42erAutoren ein Mentoringprogramm ins Leben gerufen. Etablierte Vereinsmitglieder bieten hierbei professionelle Unterstützung für Projekte an, mit denen der/die/das Schreibende nicht weiterkommt. Sechs 42er-Mentoren haben sich nach dem derzeitigen Stand (Dezember 2017) jeweils eines Mentees angenommen.
Völlig anders, unterm Strich jedoch mit einer ganz grob vergleichbaren Intention, verlaufen Textarbeitswochenenden (TAW). In diesem Jahr hat lediglich eines stattgefunden, wegen der Effektivität und der unmittelbaren Konformität zu unseren Vereinszielen soll es aber künftig mehrere dieser vom Verein finanziell unterstützten Veranstaltungen geben.

Und damit bin ich beim Ausblick auf 2018 gelandet. Da dieser jedoch nichts mit dem Jahresrückblick 2017 zu tun hat, ist an dieser Stelle Schluss.

Um nicht Gefahr zu laufen, versehentlich jemanden zu vergessen, verzichte ich bewusst darauf, die Namen derer zu nennen, die maßgeblich zum Geschehen des vergehenden Jahres beigetragen haben (HP-Umgestaltung, Blogging, Organisation und und und …). Ich bin mir aber sicher, dass ich den Ungenannten im Namen aller Vereinsmitglieder für ihre Arbeit danken und ihnen für ihr Engagement ehrlichen Respekt zollen darf. Wenn nicht, mach ich’s eben nur für mich.

Ich wünsche allen 42ern/-innen/-außen/-wo-auch-immer einen gesunden Einstieg ins nächste Jahr.
Möge die Macht mit Euch sein!
Kaelo

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