Neulich trinke ich in Begleitung eines bildschönen jungen Stummfilmstars und einem verängstigten, vor seinem brutalen Bruder geflohenen Fräulein im Berliner Adlon eine Schale Champagner. Das Orchester im Hintergrund spielt dezent Chopin und warmes Herbstlicht fällt an schweren Plüschportieren vorbei auf das verschleierte Gesicht des Fräuleins. Gerade hebt das Fräulein die dunkle Spitze des Schleiers, Tränen rinnen ihm über die zerschlagenen, violett verschwollenen Wangen, stammelnd bekennt es: „Mein Bruder… er ist nicht…“ Da ruft mein Mann aus der Küche: „Haben wir eigentlich noch irgendwo Toilettenpapier oder ist die angebrochene die letzte Rolle?“
Das, verehrter Leser, nennt man eine Störung.
Und der Alltag des berufsmäßig Schreibenden ist voll solcher Störungen, von Familienmitgliedern und Freunden über liebesbedürftige Haustiere bis zu rasenmähenden Nachbarn. Der Alltag des berufsmäßig Schreibenden ist sogar so voll davon, dass die 42er Autoren „Störung“ zum Thema des diesjährigen Putlitzer Preises gemacht haben und auf viele humorvolle Beiträge hoffen.
Die Details der Ausschreibung gibt es hier zu finden.
Wir wünschen allen Teilnehmern viel Erfolg und einen möglichst störungsfreien Schreibprozess
Joan Weng & das gesamte Blogteam