The most wonderful time – Autoren und Weihnachten

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Juchhu, dachte ich, als ich den Vorschlag las. Ich bin ein Weihnachtsfreak. Ich liebe Glaskugeln, Lichterketten, Kerzen (aber zu jeder Jahreszeit).

Ich liebe es, die Wohnung zu dekorieren, den Tannenduft, Lebkuchengewürz, und überhaupt liebe ich Weihnachten.

Einige Jahre habe ich Weihnachten in den USA verbracht, das war die Zeit, in der ich deutsche Romane las (Im Westen nichts Neues, Faust, Die Deutschstunde) und mich so richtig fremd fand. Das ging mir vor allem in der Weihnachtszeit so. Für mich ist die nämlich voller Glanz, aber nicht in vielen Farben blinkend. So etwas gibt es ja auch inzwischen schon lang in Deutschland.

Ich hasse es allerdings, wenn im September schon die ersten Lebkuchen und Marzipankartoffeln in den Läden liegen. Vor allem, weil wir dieses Jahr im September noch Temperaturen um die dreißig Grad hatten.

Weihnachten, oder die Vorfreude darauf, fängt für mich im November an. Dann muss es kalt werden, nebelig – Schnee fällt am Niederrhein nur selten. Sollte er fallen, entgleisen dem gemeinen Niederrheiner nicht nur die Gesichtszüge, er befürchtet Ähnliches auch von seinen vorsorglich schon im September aufgezogenen Winterreifen. Bei Schneefall ab einem (sic!) Millimeter bricht der Verkehr am Niederrhein zusammen. Gefahren wird nur mit 10 KMH und jeder wartet auf den Schneeräumdienst und das Salz.

Wir hatten in den vergangenen Jahren zwei Winter, in denen die Kinder sogar hier Schlittenfahren konnten. Das habe ich in den zwanzig Jahren davor nicht erlebt. Nun sind meine Kinder aber zu groß, um Schlitten zu fahren, und Enkel zum Glück noch nicht in Sicht.

Schnee ist schön – an Heiligabend und in den drei Tagen danach, wenn ich nicht Auto fahren und in irgendein Geschäft muss. Ansonsten ist Schnee am Niederrhein eine Zumutung. Deshalb mag ich keinen Schnee. Hier.

Sagte ich schon, dass ich Lichterketten, Glühwein (bedingt), Tannengrün und auf jeden Fall und immer Kerzen mag? Ich liebe Weihnachten.

Jahr für Jahr bastele ich meinen Lieben Adventskalender. Früher, als Kind, teilte ich mir einen Adventskalender mit meinem Bruder. Er die geraden Tage, ich die ungeraden Tage. Oder umgekehrt. Spielte keine Rolle, denn ab Tag sieben oder acht gab es keine Füllung mehr – meine Mutter hatte es vergessen. Sie war Grundschullehrerin und hat immer liebevoll einen Adventskalender für ihre Klasse gebastelt. Für uns Kinder blieb dann nicht genügend Zeit und Kraft. Ich habe es gehasst – zumal meine beste Freundin Silke noch in Teeniezeiten einen selbstgebastelten Kalender bekam, mit so tollen Sachen wie Badeschaum oder Haarklammern. Sachen, die man einfach LIEBT, wenn man 13, 14, 15 ist. Ich habe Silke beneidet. Jedes Jahr wieder.

Heute verstehe ich meine Mutter. Dinge, die man gezwungener Weise macht, machen keinen Spaß. Und Adventskalender zusammenstellen, Päckchen packen – das muss man schon mögen und wollen.

Als ich dieses Jahr meine Kinder nach Weihnachtsgeschenken fragte, sagte meine Tochter (sie ist dreiundzwanzig, steht fest auf ihren Füßen und lebt schon eine Weile nicht mehr in unserem Haushalt, außerdem ist sie bildhübsch): Mama, ich wünsche mir ein spannendes Buch zu Weihnachten und, bitte, bitte einen Adventskalender von dir.

Ich hatte eigentlich dieses Jahr nicht vor, einen Adventskalender für die Kinder (fast 25, 23, 20 und 14) zu basteln. Ich wollte die Tradition beenden. Eigentlich. Aber schon bevor meine Tochter mich fragte, hatte ich die ersten Kleinigkeiten gekauft. Und ja, sie haben alle einen Adventskalender bekommen. Selbst befüllt und ganz sicher bis zum 24.12. Es sind nur Kleinigkeiten, aber mir macht das Spaß und sie lieben es immer noch.

So sehen wir den hohen Festtagen entgegen. Inzwischen ist es auch am Niederrhein kalt geworden und bei mir haben sich weihnachtliche Gefühle eingestellt. Die Wohnung ist geschmückt, den Baum gibt es erst am 23.12. Aber wir sind voller Vorfreude und die Weihnachtslieder höre ich auch gerne. Dies zum Beispiel:

Ich freue mich auf die Feiertage, auch wenn ich mein Manuskript ansehe, dann noch schreiben muss. Meine Schuld. Es soll ja fertig werden.

Und das ist immer so die Sache mit den Texten. Als Schriftsteller hat man manchmal kein Wochenende, hin und wieder keinen Feierabend um acht oder neun … man muss Texte abliefern und im Prinzip macht man es auch gerne.

Vor ein paar Jahren musste ich eine Weihnachtszene schreiben. Ach, wie schön. Ich liebe doch Weihnachten.

Aber es war August und glühend heiß. Allein der Gedanke an Glühwein brachte mich zu einem Kreislaufkollaps. Wie konnte ich mich in winterlich-gefühlvolle Stimmung versetzen? Ich ließ die Rollladen runter, stellte die Klimaanlage auf Minus zehn Grad, zündete Zimtkerzen an und legte meine Lieblingsweihnachts-CD ein.

Ich liebe dieses Lied. Aber auch  und natürlich

Ich könnte endlos weitermachen, ich habe ganze Files nur mit Weihnachtsliedern. Sagte ich schon, dass ich ein Freak bin, was das angeht? Schreiben ging wie geschmiert oder geschlittert oder so. Auf jeden Fall sehnte ich mich plötzlich nach Glühwein. Bei 30 Grad im Schatten.

Meine Nachbarin fragte mich am nächsten Tag besorgt, ob es mir gut ging, sie hatte die Musik gehört und gesehen, dass die Jalousien zugezogen waren und hatte sich Sorgen gemacht. Die Gute.

Ich lächelte und sang leise: “Oh, the weather outsight is frightful, but the fire is so delightful … “

Sie nickte nur. “Du schreibst an einem Buch?“

Daraufhin nickte ich.

„Alles klar, dann weiß ich Bescheid. Sag mir, wenn es erscheint.“

Sie ist einer meiner treusten Fans und das liegt auch an unserem Hund, der ihr Grundstück mitbewacht.

Aber nun kann ich, ohne das meine Nachbarn mich für verrückt erklären, mein Weihnachtsfeeling ausleben. Jederzeit. Und all diese Lieder hören und mitsingen und mittanzen. Aber am Schönsten ist es im Dezember.

Also, genießt diese Zeit – it’s the most wonderful time of the year.

PS: Und dann kommt noch Silvester und dieses Lied gehört für mich dazu, wie der Kaiserwalzer, den ich jahrelang mit meinem Lebensgefährten um Mitternacht getanzt habe. Dieses Jahr werde ich ihn zum ersten Mal mit meinem Mann tanzen – und auch darauf freue ich mich schon.

Should old long acquaintances be forgot? No, they shoudn’t

Ihnen und euch allen ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr

wünscht Ulrike Renk

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