Überwintern für Autoren – Volle Kanne Kerzenschein


AgfaPhoto

 

Als Autorin finde ich den Winter ideal. Es ist die beste Schreibjahreszeit. Draußen ist es, zumindest hier am Niederrhein, oft nass, kalt und nebelig. Schnee haben wir nur selten und, falls doch, nicht besonders lange. Dann schmilzt er wieder und alles wird schmutziggrau.

Der Oktober ist hier meist noch golden und es gibt wunderschöne Tage, aber dann kommt der November, dieser dunkle und traurige Monat. Und das ist irgendwie herrlich.

Ich bin Pyromantikerin, mein Kerzenverbrauch im Winter ist gigantisch. Ich habe Teelichtgläser in allen möglichen Formen und Farben, ich habe immer ein großes Silbertablett mit Blockkerzen auf dem Wohnzimmertisch, weitere Kerzen auf der Fensterbank meines Arbeitszimmers. Kerzenlicht ist so wunderbar sanft und heimelig. Es wird früh dunkel, der Regen prasselt ans Fenster – und ich sitze am Schreibtisch und kann ganz in meine Schreibwelt eintauchen. Nichts lockt mich nach draußen.

Der Dezember ist für mich als Weihnachtsjunkie sowieso genial. Lichterketten, glänzende Kugeln, Leuchtsterne und all das andere Gedöns. Dazu der Duft von frischgebackenen Plätzchen, geschmolzener Schokolade und Tannengrün. Ein Träumchen.

Und dann Weihnachten selbst – ich habe immer Bücher auf meiner Wunschliste stehen und freu mich darauf, sie nach Weihnachten lesen zu können. Mit einer Kanne Tee neben mir eingekuschelt auf dem Sofa zu sitzen, vielen Kerzen, die leuchten (sagte ich schon, dass ich Kerzen liebe?), und einem guten Buch – was gibt es Schöneres?

Ende Dezember fängt dann bei uns der Geburtstagsreigen an. Mein Sohn macht am 27. Dezember den Anfang, dann kommen mein Bruder, ich, meine Mutter, meine Schwiegermutter, mein Mann und am 17. Februar schließlich mein Schwiegervater. Wir feiern alle gerne und oft.

Zudem ist der Winter für mich auch eine sehr soziale Zeit : eine Zeit, um Freunde einzuladen, bei Kerzenlicht und Glühwein und mit gutem Essen am Küchentisch zu sitzen und zu reden, das mag ich.

Im Februar werden dann die Tage schon wieder spürbar länger. Habe ich im Dezember und Januar schon um halb fünf die ersten Teelichter angezündet (sagte ich schon, dass mein Verbrauch riesig ist?), wird es im Februar immer später dunkel – außer natürlich wir haben so graue Tage wie im Moment. Da kann es schon mal vorkommen, dass an einem Sonntag dreißig Teelichter draufgehen.

Nichts lockt mich nach draußen, außer die täglichen Hunderunden. Der Garten ist eine Schlammwüste und es ist nass und kalt. Die beste Zeit, den Sommerurlaub zu planen. Und außerdem auch wieder eine ideale Schreibzeit. Es ist duster, man kann wunderbar in andere Welten eintauchen, lesend oder schreibend.

Und dann ist plötzlich März, und März bedeutet Buchmesse in Leipzig. Darauf freue ich mich schon den ganzen Winter. Freunde und Kollegen treffen, Leipzig unsicher machen, Lesungen besuchen und ausrichten, das ist die Buchmesse für mich und natürlich unser Stand Halle 5 C410.

Vielleicht treffen Sie mich ja dort und erzählen mir, wie Sie so überwintern? Und gerne nehme ich auch Kerzenspenden entgegen (hatte ich erwähnt, dass ich Kerzen liebe?).

Ihre volle Kanne romantische und Winterkerzenliebende

Ulrike Renk

Teilen:

Schreibe einen Kommentar