Und jetzt kein Wort mehr! – was Stevensons „Die Schatzinsel“ mit den römischen Cesaren zu tun hat, oder auch ein leicht verspäteter Beitrag zur Lesechallenge in der Kategorie „Abenteuerroman“

Ich hatte einmal ein historisches Seminar zur sogenannten Sterbebetteloquenz römischer Cesaren  – Sie wissen schon: „Auch du, mein Sohn Brutus!“ –, und ich muss sagen, meine Bewunderung für Kaiser Augustus stieg angesichts seiner letzter Worte ins geradezu Unermessliche: „Habe ich meine Rolle gut gespielt? Nun, so klatscht Beifall und schickt uns alle freudig fort.“

Das muss einem in so einer doch eher ungewohnten Situation erst einmal einfallen! Und dann bloß nicht nuscheln, sonst wird man im wahrsten Sinne des Wortes am Ende falsch zitiert.

Ich habe mir persönlich immer vorgestellt, dass der gewissenhafte Augustus für derartige Fälle vorgesorgt hatte und nur ein Wachstäfelchen zücken und ablesen musste, danach dann aber eben nur noch leise röcheln durfte.

Doch bei aller Hochachtung angesichts derartiger Planungssicherheit, sympathischer war mir immer Robert Louis Stevensons Captain Flint mit seinem „Geh und bring mir Rum, Darby!“. Und da wären wir nach langer Einleitung beim Thema dieses Artikels angelangt: Abenteuerromane und da natürlich Stevensons „Die Schatzinsel“, mein persönlicher All-Time-Favorite in diesem Genre. Denn daraus stammen diese in die Hitze des nächtlichen Savannah gegrölten letzten Worte des infamen, dem Trunk ergebenen Captain Flint.

Meiner Meinung nach ist es keinem Autor je wieder gelungen, Piraten, Schatzsuche und faszinierende Charaktere in derart vollkommener und dabei origineller Weise zu verbinden. Leider lässt sich zu diesem Klassiker von 1883 nicht mehr viel Neues sagen – selbst wer den Roman nicht gelesen hat, kennt eine der fast dreißig Verfilmungen oder das Theaterstück oder den Comic oder eine der über zwanzig Hörspieladaptionen (allein für den deutschen Markt!). Und deshalb empfehle ich nun schließlich einen anderen Abenteuerroman, nämlich Simon Scarrows „Im Zeichen des Adlers“. Auch in dieser Geschichte, die zur Zeit des römischen Kaiser Claudius spielt, geht es um eine Schatzsuche, allerdings sucht niemand nach Piratengold, sondern es geht um die Regimentskasse einer Legion Caesars. Wie man das in diesem Genre erwartet, wird an nichts gespart, alles gerät ein bisschen üppiger, was aber dem Lesevergnügen nur zuträglich ist. Da gibt es ein ungleiches, durch das Schicksal mit einander verbundenes Protagonistenpaar, Intrigen und Gegenintrigen, schöne Frauen mit ganz eigenen Interessen und natürlich markige Sentenzen, Blut und Männerschweiß.

Es wird einem einiges geboten, wobei es Scarrow hoch anzurechnen ist, dass er bei aller Opulenz niemals die historische Korrektheit aus den Augen verliert und inzwischen bereits den 18. Band der Serie vorgelegt hat. Wer Muße hat, kann anhand der beiden Haudegen Marco und Cato sechsundzwanzig Jahre römischer Geschichte und den Aufstieg Vespasians aus der Schlüssellochperspektive mitverfolgen. Das ist nicht nur für Historiker ein echtes Vergnügen. Da es in Scarrows aktuell neu erschienenem Roman „Imperator“ um den Tod Neros geht, komme ich nun wieder zum Anfang und schließe mit dessen letzten Worten: „Welch Künstler geht mit mir zugrunde?“

Und jetzt sag noch mal einer, meine Beiträge wären nicht stimmig aufgebaut!

Ihre Joan Weng

PS: Wir machen mit bei der „Lese-Challenge 2018: Reise durch die Genres“ von Gerngelesen.

 

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