Vom schlechten Benehmen

Heute verrate ich Ihnen ein peinliches Geheimnis: Vor gar nicht so langer Zeit wurde ich aus einem Museum geworfen. Nein, gelogen: Man bat mich und meine Begleitperson[1] sehr höflich, die Räumlichkeiten doch zu verlassen und erst wiederzukommen, wenn wir die sittliche Reife erlangt hätten, die ein solcher Ort verlange. Man sprach tatsächlich von ’sittlicher Reife‘ oder vielmehr von „maturite morale“, denn das Ganze spielte sich Frankreich ab. In der Ahnengalerie eines Loire Schlosses, um genau zu sein.

Ich bin auf diesen Vorfall keineswegs stolz, denn im Nachhinein gesehen, wollte ich auch nicht, dass kichernde Touristen beim Anblick meines Onkels ausriefen: „Und guck mal, der da! Der da! Der hat ja gar keine Haare! Boah, wie fett der ist!“.

Auch wenn beides zweifelsohne der Wahrheit entspräche, empfände ich ein solches Verhalten als sehr unfreundlich und vermutlich würde ich sehr hässliche Gedanken über diese unerzogenen Touristen denken.

Aber ich erzähle Ihnen diese wenig ruhmvolle Geschichte nicht etwa, weil ich Ihnen zeigen möchte, um wie viel reifer ich im Laufe des letzten Jahres geworden bin, sondern schlicht, weil ich eine Hinführung zum Thema Museum brauchte. „Schauplatz Museum“ ist nämlich die thematische Vorgabe des diesjährigen Ruhrpreises und da der Einsendeschluss erst im Juni ist, haben Sie noch viel Zeit, solche zu besuchen.

Ich für meinen Teil wünsche Ihnen viel Erfolg beim Schreiben und falls Sie aus Gründen der Inspiration bis an die Loire reisen wollen, ich hab‘ Ihnen da einen ganz heißen Tipp, da gibt es ein Schloss mit einer Ahnengalerie, also die müssen Sie besucht haben! Das glauben Sie erst, wenn Sie es mit eigenen Augen gesehen haben!

Ihre Joan Weng


[1] Diese Begleitperson war im Übrigen nicht mein leidgeprüfter Mann, der zwar gleichfalls anwesend war, sicher aber nur still schämte.

Teilen:

Schreibe einen Kommentar