Was schenke ich nur, was schenke ich nur…

Diese Frage stelle ich mir alljährlich. Und Sie vermutlich auch.
Zu Weihnachten schenke ich am liebsten Bücher. Wie unkreativ, meinen Sie? Ja, ich bin ganz Ihrer Meinung. Zumal ich auch zu Geburtstagen selten etwas anderes schenke. Meiner Mutter zum Beispiel. Wenn Elizabeth George einen neuen ‚Inspector Lynley‘ auf den Markt gebracht hat, brauche ich an ihrem Geburtstag mit gar nichts anderem aufzukreuzen.
Aber an Weihnachten?
Ehrlich gesagt mache ich mir als Nichtkirchenangehörige wenig aus dem Fest, und in einem großen Teil der Familie haben wir das Schenken bereits abgestellt zugunsten von Spenden. Das schützt mich aber nicht davor, zu festlichem Essen und Geschenkeaustauschen eingeladen zu werden.
Also muss ich mir doch etwas überlegen. Etwas Stilvolles soll es sein, etwas Nichtalltägliches, etwas, das den Horizont erweitert und das Herz erfreut.
Das Anleitungsbuch für Origamitiere vielleicht mit dem farblich passenden Papier? Nein, meine Verwandten sind keine Falter.
Den Bildband über schottische Pferde mit diesen atemberaubenden Landschaftsaufnahmen? Nein, sie reisen lieber in den Süden. Und Reiter sind sie auch nicht.
Oder doch das Buch mit den Rezepten der Inuit? Aber woher Seehundfleisch bekommen? Außerdem: Die armen Tiere. Also wirklich!
Doch dann fand ich es: Das Buch fürs Auge, fürs Herz, für den Romantiker, denjenigen, der gern nachdenkt, für den Genießer: Mal deine Wünsche in den Himmel
Seit 2012 bringt der Prestel-Verlag Hausbücher heraus, die Kunst und Gedichte miteinander vereinen. Während sich der Geist noch mit den Feinheiten eines Verses von Mascha Kaléko beschäftigt, ruht das Auge auf dem ‚Segler‘ von Caspar David Friedrich. In ihrem Buch hat Christine Knödler Bilder und Gedichte aus vielen Jahrhunderten gesammelt und zu einem ansprechenden Ganzen gefügt. Das Buch ist in Themen aufgeteilt wie ‚Wind und Wetter‘, ‚Ich und Du‘, ‚Zwielicht und Schatten‘, ‚Hin und weg‘. Im Abschnitt ‚Drunter und drüber‘ zum Beispiel findet sich Ernst Jandls ‚kaltes gedicht‘:

die schinke und das wurst
in kühlschrank drin

Gleich gegenüber lacht einen Paul Gaugins Bild ‚Der Schinken‘ an. Allen heimlichen Rebellen gegen die Ernährungsdogmen von heute dürfte dabei das Herz aufgehen. Poesie war ohnehin schon immer etwas für Rebellen. Und Kunst auch.
Das Buch ist etwas für Genießer. Und es macht neugierig auf die anderen Bücher ähnlicher Machart. ‚Wie süß das Mondlicht auf dem Hügel schläft‘ (diese Sammlung ist der Nacht gewidmet) und ‚Ich wollte nur sagen, dass ich dich mag‘ (Gedichte und Bilder über die Liebe) stehen längst auf meinem Wunschzettel. Wenn Sie also Frischverliebte in ihrem Beschenkungskreis haben oder Nachteulen oder ein paar neugierige Kinder, machen Sie ihnen mit einem dieser Bücher bestimmt eine Freude. Sie besitzen ein fast quadratisches Format, einen extra stabilen Einband aus Karton und sind mit knapp zwanzig Euro durchaus erschwinglich.
Mir macht es Freude, von Zeit zu Zeit darin zu blättern, bei einem Bild zu verweilen oder ein Gedicht laut zu lesen. Vielleicht ergeht es Ihnen damit ebenso und Sie möchten das Buch gar nicht mehr herschenken. Dann müssen Sie eben noch ein Exemplar kaufen oder sich etwas anderes überlegen.

In diesem Sinne, frohes Bücheraussuchen.
Ihre
Andrea Gunkler

Teilen:

Schreibe einen Kommentar