Zurück zum Spocht! – Autoren und Sport

Vor einigen Monaten habe ich mit dem Leistungssport aufgehört – nach meiner 29. Volleyballsaison. Ob ich die eine Spielzeit nicht auch noch hätte durchziehen können? Ob ich nicht laut genug ‚Hier!‘ geschrien habe, als der liebe Gott die Nutella-Brote an die Trikot-Träger verteilt hat? Ich hör‘ ein Raunen: „Wohl kein Durchhaltevermögen gepachtet, was?“ Dochdoch. Im Gegenteil, im Gegenteil. Genügend da von allem: Energie, Ehrgeiz, Elan-bei-der-Sache – sowohl auf dem Spielfeld als auch auf dem Schreibblock. Und genau da liegt der Hoppelhase im Pfeffer, der Ball im Aus, der Hund begraben: Beides geht eben nicht. Der Tag hat mindestens sechs Stunden zu wenig, das Jahr nur eine Handvoll freie Wochenenden, die Mitmenschen nur begrenzte Geduld. Da machste nix. Oder wenn, dann nur eines: dich entscheiden. Für ‚ent‘ oder ‚weder‘.

Leben ohne Liga

Und so entschied ich mich. Doch hat sich viel geändert, seit ich beim Volleyball in den Hobbystatus gewechselt und das Schreiben für mich aufs Treppchen gestellt habe? Nein. Im Prinzip wechsele ich doch nur vom einen Sport in den nächsten. Gut, zugegeben, das Tippen auf der Tastatur, das Erfinden von Geschichten und das zeitraubende Drumherum von Networking, Facebooking und Auf-Buchmessen-Rumhänging verbrennt nicht annähernd so viele Kalorien wie eine Doppelstunde Training oder ein Meisterschaftsspiel am heiligen Wochenende. Ein paar Analogien finden sich dennoch.

Sport vs. Schreiben 

a) Beim Sport sowie beim Schreiben kann man bequeme Klamotten tragen. (Schwarz macht bei Angreiferin und Autorin dabei gleichermaßen einen schlanken Fuß.)

b) Bei beidem kommt es auf die richtige Ernährung an. Glücklicherweise besteht die im Falle des Schreibens in erster Linie aus der richtigen Menge Kaffee und der richtigen Sorte Schokolade, bei mir zumindest. (Bei letzterer kommt es wiederum auf die richtige Menge an, so schließt sich der Kreis irgendwie. Der Gürtel zwar nach längerer Schreibaktivität nicht immer, aber Punkt a) fängt das freundlich auf, falls erforderlich.)

c) Sport und Schreiben sind beide haustieraffin: Der innere Schweinehund fühlt sich bei beiden sauwohl.

d) Hüben wie drüben gibt es Menschen, die antreiben und anspornen, wahlweise in den Allerwertesten treten, mit dem letzten zerfledderten Papiertaschentuch die Tränchen trocknen, wahlweise Glitter streuen oder beim In-den-Sonnenuntergang-hüpfen begleiten: Trainer, Trainingspartner und treue Tomaten. Hat man die, steht einer erfolgreichen und erfüllenden Schreibsportkarriere nichts im Wege.

Medaillenspiegel

Viele Schreiberlinge leben nach dem Grundsatz ‚höher, schneller, weiter‘: Wie hoch klettere ich heute im Verkaufsrang, wie schnell ist die nächste Veröffentlichung am Start, wie geht es weiter, noch weiter, am weitestmöglichen? Doch auch wenn man seine eigene Schreibexistenz weniger leistungssportlich auffasst und sich eher im Breitenschreibsport angesiedelt sieht: Hauptsache, es macht Spaß! Und letztlich gilt doch auch hier: „Dabei (sein) ist alles.“

In diesem Sinne. Ich bin dabei, aber gezz erst mal wieder wech, den Big Wave-Surfern in Nazaré vom Leuchtturm aus bei der Arbeit zusehen. Ich habe nämlich einen neuen Lieblingssport: ‚Extreme Surf Watching‘. Zurück ins Studio!

Ihre / eure Claudia Kociucki

 

Claudia

 

PS: Herzlichen Glückwunsch an die deutsche Herren-Volleyball-Nationalmannschaft, die vor einigen Wochen WM-Bronze gewonnen hat. Starkes Spiel, Jungs! Das war das Beste, was seit Langem nicht im Fernsehen gezeigt wurde …

Foto: Manuel Ricardo

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Ein Gedanke zu „Zurück zum Spocht! – Autoren und Sport“

  1. Ich sach mal so, neblich und 17 Grad in Nazaré heute, is nich so der Knaller. Waisse wat,Sonne ohne Ende bei mir inne Landschaft, Nix nebelich, hatten wa ne Woche lang, jezz isser weg nach Portugal, oder nich?
    Kuck mal nach die Surfheinis, fielleicht verbrauchse dabei auch wat vonne Schokoladenkalorien von den Bestseller denen gerade an schreiben bis.
    Gruß Amos

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