Zufälle als Strategie: Vom Blogtext zum Verlagsvertrag

von Dorrit Bartel

Es soll ja Menschen geben, die ihr Leben und ihre Karriere strategisch durchplanen, genau wissen, warum sie wann was tun und wie ihnen das hilft, ihre Ziele zu erreichen. Ich habe nie zu diesen Menschen gehört. Ständig habe ich Dinge getan, die mir irgendwie über den Weg gelaufen sind, die sich in diesem Moment interessant anhörten, an denen ich gerade Spaß hatte. Wann immer ich versucht habe, zu planen und alles richtig zu machen, kam nie das heraus, was ich mir erhofft hatte. Stattdessen liefen mir Dinge zu, wenn ich überhaupt nicht darauf aus war:  So wie ein Verlagsvertrag für mein Buch Afrikas Pulsschlag | Begegnungen in acht Jahren und vier Ländern. Der wäre nie zustande gekommen, wenn ich nicht für den Blog der 42erAutoren geschrieben hätte.

Im August 2013 schrieb ich meinen ersten Blogtext – für den damals ganz neu entstandenen Zweiundvierziger. Einen Plan hatte ich dabei nicht – vermutlich reizte es mich, auf diese Art gezwungen zu sein, halbwegs regelmäßig nicht nur für die Schublade zu schreiben. Im November 2021 schrieb ich meinen letzten Text für den Zweiundvierziger. Dazwischen lagen acht Jahre und siebenundachtzig Texte. Die Texte wurden im Laufe der Jahre besser, denn der Austausch und die gegenseitigen Lektorate im Redaktionsteam mit wechselnden Kolleginnen und Kollegen war sehr fruchtbar, wofür ich bis heute dankbar bin. Außerdem fand ich in jenen Jahren mein Thema, über das ich bis heute schreibe: Afrika.

Ich näherte mich meinem Thema langsam, schrieb zunächst über Bücher aus den Ländern, die ich bereiste. Dann schrieb ich darüber, wie ich versuchte, auf meinen Reisen in Afrika zu schreiben. Ich schrieb Reiseberichte, Rezensionen über Bücher afrikanischer Autorinnen und Autoren oder solcher, die sich irgendwie mit Afrika beschäftigen. Als mir die Menschen und Begegnungen in Afrika wichtiger wurden als die Literatur und das Schreiben, wurde es Zeit, in meinen eigenen Blog umzuziehen. Der Zweiundvierziger beschäftigt sich hauptsächlich mit Literatur und Schreiben, da passten meine Texte nicht mehr hin. Aber ohne die Jahre, in denen ich dort Gelegenheit hatte, mich auszuprobieren, wäre mein eigener Blog vermutlich nicht entstanden.

Irgendwann 2023 dachte ich mir, dass es eine gute Idee wäre, meine Blogtexte gesammelt als Buch herauszubringen, und es entstand: Afrikas Pulsschlag | Begegnungen in acht Jahren und vier Ländern.

Um ehrlich zu sein, war es als Test gedacht. Ich war mit meinem Roman Der Äthiopier fast drei Jahre auf Agentur- bzw. Verlagssuche und war es inzwischen leid. Also beschloss ich, diesen selbst herauszubringen. Mit Afrikas Pulsschlag wollte ich ein paar der Fehler, die man als Selfpublisherin so machen kann, schon mal ausprobieren, um sie bei der Veröffentlichung des Romans zu vermeiden. Nach einem Verlag habe ich für Afrikas Pulsschlag nie gesucht. Gefunden hat mich allerdings trotzdem einer: LeseGlück, ein Imprint von EK2 Publishing. Das Cover sei großartig und die Rezensionen auf Amazon überzeugend. Sie würden das Buch gern in einer Neuauflage herausbringen und einen Weg sehen, meine Sichtbarkeit und Platzierung bei Amazon zu verbessern. Amazon hatte ich bei der Veröffentlichung nicht wirklich „bespielt“, obwohl alle Selfpublisher, von deren Erfahrungen ich im Vorfeld las, sagten, dass es für einen finanziellen Erfolg ziemlich wichtig ist. Aber bei diesem Buch war ich viel zu sehr mit den redaktionellen Arbeiten beschäftigt, als dass ich wirklich ans Geldverdienen dachte.

Nach einem Gespräch wurden wir uns schnell einig, und am 28. Juni erschien Afrikas Pulsschlag in einer Neuauflage. Ausgerechnet das Buch, für das ich nie nach einem Verlag gesucht hatte.

Der Äthiopier hingegen, den ich für viel vermarktbarer gehalten hatte und bei dessen Verlagssuche ich ziemlich exakt „nach Lehrbuch“ vorgegangen war, fand trotz drei Jahren intensiver Bemühungen keinen Verlag. Das Buch erscheint am 27. August im Selfpublishing, über das ich dank Afrikas Pulsschlag nun einiges mehr weiß.

Wie gesagt, strategische Planung funktioniert bei mir nicht. Aber auf Zufälle zu vertrauen, ist ja auch eine Art Strategie.

Ihre
Dorrit Bartel


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