Was macht die Frankfurter Verlagsgruppe?

Dienstleister, die Autoren abzocken, indem sie vorgeben, Verlage zu sein, und nichts anderes machen, als sich von Autoren für das Drucken ihrer Bücher bezahlen zu lassen – manchmal nicht einmal das! –, sind seit Jahrzehnten aktiv. Trotz Aufklärung, zum Beispiel durch das Aktionsbündnis für faire Verlage, finden sie durch irreführende Werbung immer noch ihre Opfer.

Vor zehn Jahren hat eine Aktion der 42erAutoren – Rico Beutlich – die Vorgehensweise dieser Dienstleister ad absurdum geführt.

Es ist gut, ab und zu genauer hinzuschauen, wie sich diese Frankfurter Verlagsgruppe gibt und was sie treibt. So schmückt sie sich gerne mit illustren Namen, um sich mit einer Tradition zu verbinden, zu der es eigentlich gar keine nachweisbare Verbindung gibt. Da weist sich etwa der Gründer Dr. von Hänsel-Hohenhausen als Nachfahr einer Familie aus, in der eine Elise von Hohenhausen mit ihrem literarischen Salon wichtig war –

unter anderem für Heinrich Heine und Annette von Droste-Hülshoff. Tatsächlich hat Dr. von Hänsel-Hohenhausen überhaupt keine direkten Beziehungen zu dieser vermeintlichen Vorfahrin, denn er wurde als Markus Hänsel geboren und nahm seine adligen Titel und Zusätze erst später an, durch Heirat beispielsweise.

Wes Geistes Kind Dr. von Hänsel-Hohenhausen ist, merkt man, wenn man in sein Buch Hitler und die Aufklärung schaut. Der Erfolg des Nationalsozialismus soll nach Ansicht des Autors eine „folgerechte Erscheinung der ersten Aufklärung der Weltgeschichte“ gewesen sein. Eine Bewegung also, in der es um mehr persönliche Handlungsfreiheit, allgemeine Menschenrechte und das Gemeinwohl als Staatspflicht ging, wird als Ausgangspunkt für das Unrecht gesehen, das durch den Nationalsozialismus angerichtet wurde, weil sie – die Aufklärung – „die Religion an sich verworfen hat.“ Am Ende des Buches wird dann um Einsendung von Manuskripten gebeten. Ich hoffe, viele lesen gar nicht erst bis dorthin.

Weitere Falschinformationen über das literarische Leben, an das man sich angliedern will, findet man bei den einzelnen Verlagen der Verlagsgruppe, etwa beim Fouqué-Literaturverlag, der sich mit dem Namen des Dichters Friedrich de la Motte-Fouqué schmückt. Auf der Website des Verlags steht, dass der Dichter mit seinem Debüt Undine Weltruhm erlangt hat. Das ist nicht nur leicht übertrieben – die Sache mit dem Debüt ist auch falsch. Fouqué veröffentlichte bereits seit 1804 – das Kunstmärchen Undine erschien erst 1811.

Namen wie August-von-Goethe-Literaturverlag (August von Goethe war der Sohn des alten Weimarer Ministers), Cornelia-Goethe-Verlag (Wolfgangs Schwester), Weimarer-Schiller-Presse und die Brentano-Gesellschaft suggerieren eine tiefe Verbundenheit mit der deutschen literarischen Tradition, die aber mitnichten gelebt wird und auch in keinem Fall tatsächlich gegeben ist. Einziges Ziel dieser Verlagsgruppe ist, Menschen dafür bezahlen zu lassen, dass ihre Manuskripte veröffentlicht werden. Würde man dieses Prinzip gesamtgesellschaftlich ausweiten, wären wir so weit, dass jeder Arbeitnehmer einen angemessenen Betrag dafür zahlt, überhaupt arbeiten zu dürfen.

Man sollte meinen, dass niemand auf solche Angebote hereinfällt, aber die Tatsache, dass es solche Dienstleister immer noch gibt, scheint darauf hinzuweisen, dass die Bauernfängerei immer noch funktioniert. Der Fouqué-Literaturverlag behauptet auf seiner Website, dass jährlich etwa 5.000 Manuskripte eingehen, von denen rund 5 % veröffentlicht werden. Angenommen, die Zahlen stimmen, dann konnte der Dienstleister bisher rund 250 Autoren jährlich davon überzeugen, für ihre Manuskripte einen hohen Betrag (vier- bis fünfstellig) zu bezahlen.

Gründe genug, genauer hinzuschauen, wem Sie Ihr Manuskript zur Veröffentlichung anvertrauen, meint

Ihr

Horst-Dieter Radke

Teilen:

Ein Gedanke zu „Was macht die Frankfurter Verlagsgruppe?“

Kommentare sind geschlossen.