Amos liest: Arno Frank – Seemann vom Siebener

Der September macht dieses Jahr auf August. Die Ferien sind überall zu Ende, die letzten Urlauber kommen zurück. Hochsommerliche Temperaturen, die Urlaubsrückkehrer fühlen sich wie am Strand von irgendwo. Die Freibäder schließen. Auch mein Lieblingsfreibad hat jetzt zu. Manche Bahn habe ich dieses Jahr durch das 5o-Meter-Becken geschwommen. Seemann vom Siebener, ein Buch von Arno Frank, bekam ich als leidenschaftlicher Schwimmer empfohlen. Der Titel sagte mir nichts.

Natürlich weiß ich, was ein Seemann ist. Ist doch klar, dachte ich, ein Mann, der zur See fährt, ist ein Seemann. Aber nix da, so eindeutig ist das nicht. Der „Seemann“ ist auch eine Sprungfigur vom Sprungturm im Schwimmbad. Wieso heißt diese Figur Seemann? Das erklärt Arno Frank dem Leser. Die Piraten haben Menschen, die sie loswerden wollten, mit den Händen auf dem Rücken gefesselt und so kopfüber die Reling geschubst.

Arno Frank beschreibt einen Sommertag in einem Freibad. Der Sprungturm ist nur bis zum Dreier offen. Der Siebener ist geschlossen, seit „damals“. Was damals geschehen ist, das erzählt Frank am Ende des Buches. Der Bademeister, die Besucher und die Besucherinnen kennen sich gut. Jeder oder jede hat eine besondere Lebensgeschichte, auch die zwei Jugendlichen. Einen Seemann machen vom Siebener, das möchte das Mädchen gerne. So als Mutprobe, in erster Linie für sich selbst, aber auch für die Zuschauer. Piraten gibt es nicht im Freibad. Wer den Seemann macht, springt kopfüber mit beiden Händen hinter dem Rücken vom Sprungbrett. Es dauert eine Weile, dann steht das Mädchen auf dem Dreier und springt ihren ersten Seemann. Jetzt möchte sie auch vom Siebener. Der ist aber geschlossen. Wird der Siebener für sie geöffnet werden? Und weshalb ist der eigentlich immer geschlossen?

Unterhaltsam und mit einem fröhlichen Spannungsbogen nimmt die Geschichte den Leser mit. Nachdem ich mit dem Lesen angefangen hatte, konnte ich das Buch kaum wieder weglegen. Mein Freibad hat keinen Siebener, beim Dreier hört es auf. Viele Sprünge habe ich in dieser Saison gesehen, überwiegend Arschbomben. Hie und da sprang auch jemand mit einem gekonnten Salto vom Dreier, aber einen „Seemann“ habe ich nicht gesehen. Weshalb ich es nicht selbst versuche? Dafür gibt es eine ganz einfache Erklärung, ich habe Schiss. Schwimmen ist für mich wunderbar, Springen eben nicht. Das wird sich auch in der nächsten Saison nicht ändern.

Für den Blog ist jetzt die Sommerpause vorbei. Allen, die an einem gemütlichen Herbstabend in der abendlichen Sonne auf der Terrasse sitzen und ein schönes Buch lesen wollen, kann ich das Buch von Arno Frank empfehlen. Es weckt die Vorfreude auf die nächste Freibadsaison.

Ihr

Amos Ruwwe

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