Horst-Dieter liest: Sandra Uschtrin und ChatGPT – Schreiben mit ChatGPT für Autorinnen und Autoren

Beim Lesen des Buchtitels zuckte ich zunächst kurz zusammen. Sind wir jetzt so weit, dass wir uns unsere Bücher von einer Künstlichen Intelligenz schreiben lassen? Probiert hatte ich es selbst schon, aber mit wenig überzeugenden Ergebnissen. Hatte ich bisher alles falsch gemacht und Sandra Uschtrin würde uns jetzt zeigen, wie es geht?

Tatsächlich führt die Autorin zwei Projekte vor, die sie mit diesem Buch angegangen ist: den Ratgeber selbst und einen Liebesroman. Einen Ratgeber über sich selbst zu schreiben, hat etwas Münchhausenhaftes. Genau so geht die Autorin vor, wenn sie ChatGTP auflisten lässt, welch „Mögliche Gefahren bei mehr und mehr KI-Büchern“ drohen (Kapitel 2.1).

Die KI liefert eine Liste von 12 Punkten, die staunen lässt und gleichzeitig deutlich macht, dass der Name ChatGTP neben der Autorin zurecht auf dem Buchtitel prangt. Auch zu den „Auswirkungen von KI auf Schriftsteller:innen und Übersetzer:innen“ (Kap. 2.3) nimmt die Autorin die KI ins Kreuzverhör. Allein für dieses zweite Kapitel lohnt sich schon der Kauf des Buches.

Im dritten Kapitel lässt die Autorin ChatGPT jeweils ein Mindmap zu den beiden Projekten (Sachbuch, Liebesroman) erstellen. Wobei der Begriff „Mindmap“ ein wenig in die Irre führt. Tatsächlich wird kein grafisches Mindmap geliefert – das kann die rein textorientierte KI nicht –, sondern eine Stichwortliste. Wie gelungen die Ergebnisse sind, davon muss sich jeder selbst überzeugen. Allerdings lernt man auch einiges über den Umgang mit der KI. Die Bedeutung des Buttons „Regenerate response“, der die KI dazu bringt, eine neue Antwort zur alten Frage zu generieren, war mir bislang nicht bewusst.

In den folgenden Kapiteln probiert Sandra Uschtrin alle wesentlichen Arbeitsschritte des Romanschreibens mit der KI: Figurenentwicklung, Wahl der Erzählperspektive, Stil, Dialoge, Plotten und so weiter. Dass ChatGTP letztendlich brauchbare Ansätze liefert, hat aber nicht allein mit der KI selbst zu tun, sondern auch damit, wie gefragt wird. Sandra Uschtrin hat ein scharfes Auge für Texte. So hinterfragt sie jedes Ergebnis, das von der KI geliefert wird, und fordert Verbesserungen. Am Ende steht dann jeweils brauchbares Material, wobei beim Sujet Liebesroman Außergewöhnliches nicht zu erwarten ist (und wohl von den Leser:innen auch nicht erwartet wird). Die Art und Weise, wie Uschtrin das Projekt mit der KI angeht, macht mir deutlich, dass es die KI dazu nicht wirklich braucht. Genau genommen finde ich es langweilig, auf solche Weise Romane zu schreiben. Mir persönlich ginge der Spaß an der Sache verloren.

Mein Fazit: Das möchte ich so nicht machen. Deutlich wird aber, dass vermutlich auf diese Weise in Zukunft viel Gebrauchsliteratur entstehen wird. ´

Interessanter wird es, wenn es um Exposés, Klappentexte und Marketingideen geht. Schon am Exposé scheitern viele, und wer es kann, weil oft gemacht, hat meistens trotzdem keine Lust dazu. Das gilt jedenfalls für mich.

Dass die KI Zeit sparen helfen kann, führt die Autorin in den letzten Kapiteln eindrucksvoll vor. Auch wegen dieser Kapitel lohnt sich der Kauf dieses Ratgebers. Überhaupt, wer sich einen Eindruck verschaffen will, was die KI kann und was nicht, und wer tiefer blicken möchte in die Fähigkeiten von ChatGTP, ist mit diesem Buch gut bedient.

Horst-Dieter Radke

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