Fama est: Marlon Brando hat nicht gern gelesen, angeblich quälte ihn schon die Drehbuchlektüre derart, dass er einmal Marilyn Monroe bat, ihm seine Textstellen vorzulesen, während er selbst in der Badewanne lümmelte. Das mag stimmen oder auch nicht, Fakt ist: Marlon Brando hat ein Buch geschrieben. Einen Roman – und mangelnder Leseerfahrung zum Trotz, sogar einen ganz wunderbaren.
‚Madame Lai‘ heißt dieser „Macho-Traum, dieses fleischgewordene Seemannsgarn“ (Der Spiegel, 2007) in dem es all das gibt, was man vom Ersten Offizier der Bounty nur erwarten kann: Heldenhafte Kapitäne mit breiter Brust, verführerische Frauen mit dunklen Geheimnissen, die es kaum erwarten können, ihre vollen Brüste an breite Brüste zu pressen, dazu Schießereien, Südsee und Piraten. Da werden Waffen geschmuggelt, Fregatten versenkt, geheime Verträge geschlossen und wieder gebrochen, da wird geflucht, gehurt und gesoffen und das Ganze auf 430 Seiten.
Man kann jetzt sicher sagen, dass dieser Roman so manche politische Unkorrektheit aufweist, dass hier sprachliche Bilder benutzt werden, für die ‚abgegriffen‘ noch geschmeichelt wäre, und man kann auch sicher sagen, dass die Handlung nicht unbedingt überraschend daherkommt – aber ganz egal: ‚Madame Lai‘ ist Strandkorblektüre vom Allerfeinsten!
Ihre Joan Weng